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Der kamerunische Mathematiker und ehemalige Fellow der Einstein Stiftung Dany Pascal Moualeu will mit mathematischen Modellen Hunger und Krankheiten wie Tuberkulose, Malaria und Ebola in Afrika bekämpfen. 

Neulich hat Dany Pascal Moualeu mit ein paar Kollegen Handydaten ausgewertet. Ist der kamerunische Mathematiker ein Handlanger der NSA? Weit gefehlt. Er wollte lediglich anhand anonymisierter Geodaten herausfinden, wie sich Kontaktaufnahme und Anbahnung von Treffen unter Menschen möglichst realistisch simulieren lassen. „Dies ist ein entscheidender Parameter, wenn man die Ausbreitung von Infektionskrankheiten modellieren möchte“, erklärt Moualeu.

Als Fellow der Einstein Stiftung untersuchte der Wissenschaftler während seiner Doktorarbeit am Zuse-Institut Berlin (ZIB) von Januar 2012 bis Juni 2013, wie sich die Ausbreitung von Tuberkulose in Kamerun modellieren und am wirksamsten eindämmen lässt. Dazu entwarf er ein Modell der verschiedenen Ausbreitungswege des Erregers und simulierte anschließend den Effekt unterschiedlicher präventiver Maßnahmen. Das Ergebnis: Durch eine optimale Kombination dieser Maßnahmen ließe sich die Infektionsrate um bis zu 80 Prozent senken. 

Nach dem Abschluss seiner Doktorarbeit erforscht Moualeu nun an der Leibniz Universität Hannover, wie sich der Nahrungsmittelertrag auf versalzenen Äckern steigern lässt – ein mathematischer Beitrag zur Lebensmittelsicherheit Afrikas, wo Versalzung zu deutlichen Ertragsverlusten bis hin zur Aufgabe der Anbauflächen führt. Moualeu versucht herauszufinden, welche Faktoren zu einer verstärkten Anreicherung von Salz in den Pflanzen beitragen und ob Maßnahmen wie eine Beschattung der Anbauflächen den Ertrag auf salzhaltigen Böden steigern könnten. „Wir suchen nach Wegen, um die Unterernährung in solchen Gegenden zu bekämpfen.“
 

Die Mathematik hält wirksame Werkzeuge bereit, um reale Probleme der Welt zu lösen.

Doch auch das Thema Infektionskrankheiten hält den engagierten Mathematiker weiter im Bann. Von Deutschland aus betreut er Studenten in Kamerun, die zur Ausbreitung und Eindämmung von Tuberkulose und Malaria arbeiten, und er möchte Mathematik künftig auch für eine effizientere Bekämpfung von Ebola nutzen. „Zusammen mit afrikanischen Kollegen beschäftige ich mich mit der Frage, in welchem Maße die frühzeitige Veröffentlichung konkreter Krankheitsfälle die Ausbreitung des Virus verlangsamen könnte.“

Was ihn motiviert? „Ich habe irgendwann erkannt, dass die Mathematik Werkzeuge bereithält, um reale Probleme der Welt zu lösen“, sagt er. „Die besten Ideen für neue Projekte kommen mir, wenn ich sehe, wie Menschen leiden müssen.“

Text: Dietrich von Richthofen