Herr Winter, warum braucht die Gehirnforschung ein schwebendes Mäuse-Labyrinth?
Wir wollen den Code für Entscheidungsfindung in der Großhirnrinde knacken. Während eine Maus eine Aufgabe löst, entstehen dynamische Muster in den Netzwerken miteinander verschalteter Nervenzellen. Die eingehenden Sinneseindrücke werden in Befehle für die Muskeln umgewandelt. Die Krux ist, dass der Kopf der Maus fixiert sein muss, damit die präzise platzierten Elektroden nicht verrutschen, mit denen wir die Nervenzellen beobachten. Trotzdem soll sich das Tier möglichst natürlich verhalten. Das schwebende Labyrinth macht das möglich.
Wie genau funktioniert es?
Die Maus bekommt eine Art Geschirr. Wenn sie in der Dunkelheit losrennt, bewegt sie mit ihren Pfoten nun nicht mehr ihren Körper, sondern die Labyrinthscheibe. Sie schiebt den Boden unter sich hindurch und nimmt zum Beispiel die Oberflächenstruktur der Wände wahr oder ein LED-Licht. Das muss sie sich merken, denn nur eine bestimmte Signalabfolge führt sie zu ihrer Belohnung. Gleichzeitig bekommt der Computer, der das Experiment vollautomatisch steuert, in Echtzeit eine Rückmeldung über ihr Verhalten.
Den Versuchsaufbau haben Sie gerade publiziert …
... und wir sind sehr dankbar, dass die Einstein Stiftung die Entwicklung gefördert hat. So etwas braucht Zeit. Erst mussten wir herausfinden, ob die Maus eine schwebende Plattform zielgerichtet genug bewegen kann und wie diese Scheibe beschaffen sein muss. Dazu kommt das technische Überwachungssystem. Das Ergebnis ist flexibler als alle bisherigen Lösungen und im 3-D-Druck einfach herzustellen. Im Sinne von Open Science stellen wir alle technischen Informationen zum Nachbau zur Verfügung. Nun können die eigentlichen Experimente beginnen.
Interview: Jana Schlütter
Noch Fragen? - Die Labyrinthbauer
Inhalt
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