
... zumutend, bunt, unterschätzt, widersprüchlich, würdevoll, laut
privilegierend
Für mich ein Privileg. In einer Demokratie zu leben ist Verantwortung und Arbeit zugleich.
→ Franziska Jahn, Lehrerin für Politik und Sozialwissenschaften an
der Max-Bill-Schule, Berlin-Weißensee
zumutend
Eine Zumutung: Zu allem soll man eine Meinung haben, sogar zur Demokratie selbst.
→ Felix Wassermann, Politikwissenschaftler an der Humboldt-Universität zu Berlin
vermittelnd
Ein ständiger Prozess der Aushandlung von Widersprüchen in einer zutiefst ungerechten Welt. Sie muss zum Ziel haben, die Stimmen von unten, von denjenigen, die historisch kaum Gehör fanden, ins Zentrum unseres politischen Handelns zu transportieren. Daher ist Demokratie ein Auftrag an uns alle – jeden Tag.
→ Eleonora Roldán Mendívil, Deutsches Historisches Museum
umkämpft
Für mich mit dem Volksentscheid zum Tempelhofer Feld konkret gelebt worden. Es wurde so vor Bebauung und Verkauf gerettet und ist heute Berlins beliebtester Park. Doch wenn Parteien nun immer neue Abstimmungen fordern, weil sie das Feld zur Bebauung freigeben wollen, höhlt das die direkte Demokratie aus.
→ Christoph Witt, Initiative 100 % Tempelhofer Feld e. V.
bunt
Bunt und vielfältig. Der Weg dorthin aber voller Brüche und Abweichungen. Bei der räumlichen Inszenierung demokratischer Prozesse und ihrer Geschichte kann beides sichtbar gemacht werden. So begreift man, wie wichtig es ist, auf unsere Demokratie zu achten und sie aktiv mitzugestalten.
→ Yulia Yanenko, Kommunikationsdesignerin, Archimedes Exhibitions Berlin
involvierend
Arbeit an einer rassismuskritischen Gesellschaft. Sie erfordert Einsatz für jene,
die wenig Macht haben, stete Kritik an Ausschließung und die politische und soziale Inklusion mehrfachdiskriminierter Bürger*innen.
→ Maisha M. Auma, Audre-Lorde-Gastprofessorin für Intersektionale Diversitätsstudien, Berlin University Alliance
wachsam
Eine Praxis, kein Zustand. Sie bedeutet nicht den Kampf unterschiedlicher Ideen und Positionen, sondern den Versuch, Vielfalt zu organisieren. Zugleich muss sie in der postnationalsozialistischen und postkolonialen Gegenwart gegen all jene gewappnet sein, die sie wieder abschaffen wollen.
→ Max Czollek, Autor, Kurator und Mitherausgeber der Zeitschrift Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart
widersprüchlich
Eine Bildungsfrage. Demokratie heißt Wahlrecht, aber nicht für alle Menschen. Demokratie heißt, keinen Konsens zu haben. Demokratie ist kapitalismusfreundlich.
Sie ist ein System, das große Minderheiten ausschließt, in dem Diskriminierung möglich ist, in dem selbst die Todesstrafe möglich ist. Demokratie ist ein Verständnis, das migrantisierten Jugendlichen oft abgesprochen wird, weil sie als nicht zu dieser Gesellschaft zugehörig gelesen werden.
→ Giovanna Krüger, Leiterin der Mädchen- und Frauenabteilung, Türkiyemspor Berlin 1978 e. V.
unterschätzt
Für uns viel zu selbstverständlich. Wir bemerken sie erst, wenn sie fehlt.
→ Dorothea Kübler, Ökonomin und Volkswirtin, Technische Universität Berlin und Wissenschaftszentrum für Sozialforschung Berlin
schwach
Heutzutage kaum vorhanden. Wer wissen möchte, warum, soll den Aufsatz „Why Socialism?“ von Albert Einstein lesen. Geschrieben 1949, sind seine Gedanken immer noch aktuell. Ein Beispiel: „Der Mensch kann den Sinn seines kurzen und bedrohten Lebens nur innerhalb der Gesellschaft finden. Die ökonomische Anarchie der kapitalistischen Gesellschaft, wie sie heute existiert, ist meiner Meinung nach die eigentliche Ursache des Übels.“
→ Susan Neiman, Philosophin und Direktorin des Einstein Forums, Potsdam
vielstimmig
Der Weg hin zu einer vielstimmigen Gesellschaft, die um die besten Entscheidungen ringt, ohne dabei Minderheiten zu übersehen.
→ Jule Specht, Psychologin an der Humboldt-Universität zu Berlin und Bloggerin zu Wissenschaftspolitik
würdevoll
Das aktive Sichern von gleichen Rechten
und gleichen Möglichkeiten für alle Menschen unter der Berücksichtigung aller ihrer Unterschiede. Demokratie ist nicht das Akzeptieren und Wegsehen, wenn diese Rechte gefährdet sind, sondern ein Leben in Würde.
→ Katharina Warda, Soziologin, Literaturwissenschaftlerin und Autorin
laut
Nicht nur zur Bundestagswahl zu gehen, sondern auch auf den Straßen laut zu sein. Weil viele junge Menschen in der Klimagerechtigkeitsbewegung noch nicht wählen dürfen, nutzen wir das Mittel des Streiks, um aktiv Demokratie zu leben.
→ Quang Paasch, Sprecher Fridays for Future Berlin
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