Demokratie ist =

Wortherkunft – Demokratie

= Herrschaft der Mehrheit des Volkes oder Regierungsform, die den Willen des Volkes repräsentiert. Das Wort wurde Ende des 16. Jahrhunderts aus mittellateinisch democratia entlehnt, das sich aus dem griechischen dḗmos, das Volk, und kratein, herrschen, zusammensetzt. Als erstes Modell der Demokratie gilt eine antike Verfassung, die der griechische Herrscher Kleisthenes von Athen 510 vor Christus schuf, nachdem der Tyrann Hippias gestürzt worden war. Mit Ausnahme weniger theoretischer Schriften spielt der Begriff in Deutschland bis zur Französischen Revolution 1789 lediglich in Übersetzungen antiker Autoren wie Thukydides → S. 89 eine Rolle. Erst danach setzt sich „Demokratie“ auch als politisches Konzept mit Bezug auf die Gegenwart durch. Heute beinhaltet es als politisches Prinzip zudem die freie Willensbildung sowie eine gleichberechtigte gesellschaftliche Mitbestimmung und Mitgestaltung durch ihre Mitglieder.

 

Quelle: „Demokratie“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache <www.dwds.de/wb/Demokratie>, abgerufen am 30.08.2021; Drosdowski, Günther: Duden Etymologie: Das Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache, Mannheim 1989.

... zumutend, bunt, unterschätzt, widersprüchlich, würdevoll, laut

 

privilegierend

Für mich ein Privileg. In einer Demokratie zu leben ist Verantwortung und Arbeit zugleich.
→ Franziska Jahn, Lehrerin für Politik und Sozialwissenschaften an der Max-Bill-Schule, Berlin-Weißensee 

zumutend
Eine Zumutung: Zu allem soll man eine Meinung haben, sogar zur Demokratie selbst. 
→ Felix Wassermann, Politikwissenschaftler an der Humboldt-Universität zu Berlin 

vermittelnd
Ein ständiger Prozess der Aushandlung von Widersprüchen in einer zutiefst ungerechten Welt. Sie muss zum Ziel haben, die Stimmen von unten, von denjenigen, die historisch kaum Gehör fanden, ins Zentrum unseres politischen Handelns zu transportieren. Daher ist Demokratie ein Auftrag an uns alle – jeden Tag. 

→ Eleonora Roldán Mendívil, Deutsches Historisches Museum 

umkämpft
Für mich mit dem Volksentscheid zum Tempelhofer Feld konkret gelebt worden. Es wurde so vor Bebauung und Verkauf gerettet und ist heute Berlins beliebtester Park. Doch wenn Parteien nun immer neue Abstimmungen fordern, weil sie das Feld zur Bebauung freigeben wollen, höhlt das die direkte Demokratie aus. 
→ Christoph Witt, Initiative 100 % Tempelhofer Feld e. V. 

bunt
Bunt und vielfältig. Der Weg dorthin aber voller Brüche und Abweichungen. Bei der räumlichen Inszenierung demokratischer Prozesse und ihrer Geschichte kann beides sichtbar gemacht werden. So begreift man, wie wichtig es ist, auf unsere Demokratie zu achten und sie aktiv mitzugestalten. 

→ Yulia Yanenko, Kommunikationsdesignerin, Archimedes Exhibitions Berlin 

involvierend
Arbeit an einer rassismuskritischen Gesellschaft. Sie erfordert Einsatz für jene, die wenig Macht haben, stete Kritik an Ausschließung und die politische und soziale Inklusion mehrfachdiskriminierter Bürger*innen. 
→ Maisha M. Auma, Audre-Lorde-Gastprofessorin für Intersektionale Diversitätsstudien, Berlin University Alliance 

wachsam 
Eine Praxis, kein Zustand. Sie bedeutet nicht den Kampf unterschiedlicher Ideen und Positionen, sondern den Versuch, Vielfalt zu organisieren. Zugleich muss sie in der postnationalsozialistischen und postkolonialen Gegenwart gegen all jene gewappnet sein, die sie wieder abschaffen wollen.
→ Max Czollek, Autor, Kurator und Mitherausgeber der Zeitschrift Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart 

widersprüchlich 
Eine Bildungsfrage. Demokratie heißt Wahlrecht, aber nicht für alle Menschen. Demokratie heißt, keinen Konsens zu haben. Demokratie ist kapitalismusfreundlich. Sie ist ein System, das große Minderheiten ausschließt, in dem Diskriminierung möglich ist, in dem selbst die Todesstrafe möglich ist. Demokratie ist ein Verständnis, das migrantisierten Jugendlichen oft abgesprochen wird, weil sie als nicht zu dieser Gesellschaft zugehörig gelesen werden. 
→ Giovanna Krüger, Leiterin der Mädchen- und Frauenabteilung, Türkiyemspor Berlin 1978 e. V. 

unterschätzt 
Für uns viel zu selbstverständlich. Wir bemerken sie erst, wenn sie fehlt.
→ Dorothea Kübler, Ökonomin und Volkswirtin, Technische Universität Berlin und Wissenschaftszentrum für Sozialforschung Berlin 

schwach
Heutzutage kaum vorhanden. Wer wissen möchte, warum, soll den Aufsatz „Why Socialism?“ von Albert Einstein lesen. Geschrieben 1949, sind seine Gedanken immer noch aktuell. Ein Beispiel: „Der Mensch kann den Sinn seines kurzen und bedrohten Lebens nur innerhalb der Gesellschaft finden. Die ökonomische Anarchie der kapitalistischen Gesellschaft, wie sie heute existiert, ist meiner Meinung nach die eigentliche Ursache des Übels.“ 
→ Susan Neiman, Philosophin und Direktorin des Einstein Forums, Potsdam 

vielstimmig
Der Weg hin zu einer vielstimmigen Gesellschaft, die um die besten Entscheidungen ringt, ohne dabei Minderheiten zu übersehen.
→ Jule Specht, Psychologin an der Humboldt-Universität zu Berlin und Bloggerin zu Wissenschaftspolitik 

würdevoll
Das aktive Sichern von gleichen Rechten und gleichen Möglichkeiten für alle Menschen unter der Berücksichtigung aller ihrer Unterschiede. Demokratie ist nicht das Akzeptieren und Wegsehen, wenn diese Rechte gefährdet sind, sondern ein Leben in Würde. 
→ Katharina Warda, Soziologin, Literaturwissenschaftlerin und Autorin 

laut
Nicht nur zur Bundestagswahl zu gehen, sondern auch auf den Straßen laut zu sein. Weil viele junge Menschen in der Klimagerechtigkeitsbewegung noch nicht wählen dürfen, nutzen wir das Mittel des Streiks, um aktiv Demokratie zu leben.
→ Quang Paasch, Sprecher Fridays for Future Berlin 

Stand: Dezember 2021