Algorithmen =

Algorithmus = Anweisung, Verfahren zur Lösung eines (mathematischen, informationstechnischen) Problems durch schrittweise Bearbeitung, Umformung von Zeichenreihen; Rechenverfahren nach einem bestimmten Schema.

(„Algorithmus“, in: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 15. November 2019.)

Mittelhochdeutsch algorismus „Rechenkunst“, speziell „das Rechnen mit dem dezimalen Stellenwertsystem“ (Mitte 13. Jahrhundert), ist eine Entlehnung von gleichbedeutendem mittellateinischem algorismus, durch Verstümmelung aus arabisch Al-Ḫwārizmī, „der Ḫwārizmier, aus Ḫwārizm stammend“, dem Beinamen des von dort stammenden Mathematikers Abdallāh Muhammad ibn Mūsā (9. Jahrhundert) entstanden. Seit dem 16. Jahrhundert findet sich die Form Algorithmus, die das Wort an griechisch arithmós (ἀριθμός) „Zahl“ anlehnt.

(Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, abgerufen am 15. November 2019.)

…hybrid
Algorithmen nähern sich immer mehr der menschlichen Sprache an und wir beginnen, bestimmte Probleme algorithmisch zu denken. Das Verschränken von künstlichen und natürlichen Sprachen bedeutet, dass sich auch die Logiken von Mensch und Maschine annähern und zu einem hybriden Sprachraum zusammenwachsen. Christian Stein, Informatiker und Linguist

…parteiisch
Algorithmen prägen unsere Welt, ohne dass wir genau wüssten, wie. Sie sind nicht öffentlich zugänglich, sondern im Besitz von global agierenden Unternehmen. Sie binden ganz offensichtlich Weltwissen, transportieren aber die Perspektive einer männlich dominierten, weißen Tech-Welt. Insofern sind sie keine neutralen Werkzeuge, sondern parteiische Weltmaschinen. Anita Traninger, Literaturwissenschaftlerin

…mystifiziert
Algorithmen sind im Wesentlichen Handlungsanweisungen, auch ein Kuchenrezept ist ein Algorithmus. Doch wir mystifizieren sie gerne, sie sind ein Spiegel unserer Sehnsüchte, Ängste und Wünsche. Wir müssen sie verstehen, um sie zu demystifizieren und der Kritik zuzuführen. Thomas Lilge, Philosoph und Theaterwissenschaftler

…exotisch
Algorithmen der künstlichen Intelligenz sind wie neue Kreaturen in unserer Welt, wie neu entdeckte exotische Tiere oder gar Aliens. Sie haben eine Intelligenz, die uns überrascht, weil sie anders ist als unsere eigene. Um mit ihnen zu leben, müssen wir eine neue Sprache entwickeln, die es uns erlaubt, ihnen unsere Wünsche, Überzeugungen, Ziele und letztlich auch unsere Moral zu vermitteln. Iyad Rahwan, Informatiker

…verbindend
Algorithmen bedeuten für mich, Bewegung, Logik und ein Ziel miteinander zu verbinden. Surjo Soekadar, Psychiater und Neurowissenschaftler

…überall
Sowohl in der Wissenschaft als auch im täglichen Leben bestimmen uns Algorithmen. Im geordneten und sich wiederholenden Tagesablauf mit der Familie genauso wie bei selbstadaptiven Korrektur- und Kalibrierprogrammen zur Verbesserung der Performanz und Robustheit von hochintegrierten nanoelektronischen Schaltungen und Systemen. Friedel Gerfers, Ingenieur der Mikroelektronik

…verschlüsselt
Um jemals biologische Systeme wie das Gehirn zu verstehen, müssen wir deren Funktionsalgorithmen entschlüsseln. Sie sind der Leitfaden, um zu erfassen, welches Verhalten aus dem komplexen Zusammenspiel von Millionen von Neuronen in unserem Gehirn entsteht. Tilo Schwalger, Theoretischer Physiker

…eng
Algorithmen sind nichts anderes als mathematische Schubladen, mit deren Hilfe wir Standards festlegen und automatisieren. Lorena Jaume-Palasí, Politikwissenschaftlerin

…ordnend
Algorithmen sind Agenten der Benennungsmacht. Sie schaffen eine neue Ordnung der Sichtbarkeit, indem sie bestimmte Aspekte der Realität erfassen und visibilisieren, andere aber nicht. Steffen Mau, Soziologe

…vorhersagbar
Algorithmen sind deterministisch. Das bedeutet, dass sie vorhersagbar sind und es möglich und notwendig ist, ihre Leistung und Genauigkeit zu überprüfen. Dieser Beweis des Nutzens ist unerlässlich für den Einsatz von Algorithmen in der Medizin. Tobias Penzkofer, Radiologe

…alltäglich
Algorithmen greifen unseren Alltag auf und schreiben sich zugleich tief in ihn ein. Gerade in ihrer Unsichtbarkeit, mit der sie hinter den sichtbaren Interfaces wirken, werden sie zu Zahnrädern im Getriebe alltäglicher Routinen. Das heißt auch, dass wir ihnen gegenüber ein kritisches Bewusstsein entwickeln müssen, um unseren Alltag selbstbestimmt zu gestalten. Christoph Bareither, Ethnologe

…begrenzt
Lebenssituationen haben unscharfe Ränder, sie sind aus verschiedenen Perspektiven interpretierbar. Algorithmen dagegen benötigen wohldefinierte, klar begrenzte Situationen, in denen interpretationsfrei operiert werden kann. Menschliches Leben ist das stete Wechselspiel zwischen beidem: ein Ringen darum, algorithmische „Inseln” zu schaffen in dem Unvorhersehbaren und Unberechenbaren, das humanes Leben ausmacht. Diese Inseln bewohnbar, durch menschliche Entscheidung kultivierbar zu halten, bleibt unsere Aufgabe. Sybille Krämer, Philosophin