Die Versammlung der Mitglieder der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) hat den Vorstandsvorsitzenden der Einstein Stiftung Berlin, Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Martin Grötschel (66), zum Nachfolger von Prof. Dr. med. Dres. h. c. Günter Stock im Amt des Akademiepräsidenten gewählt. Die zehnjährige Amtszeit von Günter Stock endet satzungsgemäß im Jahr 2015, die Amtsübergabe wird auf dem Leibniztag am 6. Juni 2015 stattfinden.
Martin Grötschel sagte nach der Wahl: „Einer Akademie mit weltweiter Bedeutung, mit einer mehr als dreihundertjährigen Geschichte, mit herausragenden Mitgliedern und vielen spannenden Forschungsprojekten vorzustehen, ist nicht nur eine große Herausforderung sondern auch eine besondere Verpflichtung. Ich nehme diese Aufgabe gerne an und freue mich, mich für die BBAW als Präsident einsetzen und meine nationalen und internationalen Erfahrungen als Wissenschaftler und Wissenschaftsmanager in ihre Leitung einbringen zu dürfen. Berlin hat sich in den letzten Jahren zu einer Wissenschaftsstadt mit großer Strahl- und Anziehungskraft entwickelt. Die BBAW hat dazu einen wichtigen Beitrag geleistet und wird alles dafür tun, dass die wissenschaftliche Bedeutung der Region Berlin-Brandenburg nicht nur erhalten bleibt, sondern weiterhin zunimmt.“
Martin Grötschel gilt als einer der international profiliertesten Vertreter der kombinatorischen Optimierung; besondere Verdienste hat er sich u. a. beim Transfer von mathematischen Methoden in eine große Vielfalt praktischer Anwendungen erworben. Er ist Professor im Mathematischen Institut der Technischen Universität Berlin, Präsident des Konrad-Zuse-Zentrums für Informationstechnik und Generalsekretär der Internationalen Mathematischen Union, IMU. Er war Mitbegründer und langjähriger Sprecher des DFG-Forschungszentrums MATHEON und ist seit 2011 Vorstandsvorsitzender der Einstein Stiftung Berlin.
Günter Stock begrüßte die Entscheidung der Gremien für Martin Grötschel nachdrücklich und beglückwünschte ihn zu seiner Wahl. „Mit ihm wird ein international anerkannter Wissenschaftler und erfahrener Wissenschaftsmanager an der Spitze der Akademie stehen, der sich in seiner dann 20-jährigen Mitgliedschaft in der Akademie bereits in besonderer Weise um sie verdient gemacht hat. Er ist seit 13 Jahren Mitglied des Vorstandes und des Rates der BBAW. Er war konzeptionell an der Vorbereitung der 2011 in Kraft getretenen Akademiereform beteiligt und hat sich in diversen Arbeitsgruppen engagiert: Er war u. a. Mitglied der Interdisziplinären Arbeitsgruppe „Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts“, er hat die seit 2001 bestehende Initiative TELOTA zur Digitalisierung der Arbeits-, Forschungs- und Publikationsprozesse in der BBAW mit initiiert und war bis 2010 deren Sprecher. Es ist ganz entscheidend sein Verdienst, dass die BBAW auf dem Gebiet der Digitalisierung geisteswissenschaftlicher Forschung in der Akademienlandschaft eine Vorreiterrolle innehat.“
Martin Grötschel ist außerdem Mitglied der Interdisziplinären Arbeitsgruppe „Zukunft des wissenschaftlichen Kommunikationssystems“. Im Bereich der internationalen Beziehungen der Akademie knüpfte er vertragliche Beziehungen zur Vietnamese Academy of Science and Technology und regte dazu diverse Kooperationsprojekte an. Er engagierte sich intensiv im Rahmen der öffentlichen Aktivitäten der Akademie, insbesondere auch in der seit 2001 bestehenden Initiative „Akademievorträge an Brandenburger Schulen“.
Für seine Forschungstätigkeit erhielt Martin Grötschel zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft für herausragende wissenschaftliche Leistungen, den John von Neumann Theory Prize des Institute for Operations Research and Management Science, den Karl Heinz Beckurts-Preis für besondere Erfolge in der Forschung und deren Umsetzung in die industrielle Praxis und den Berliner Wissenschaftspreis. Er ist seit 2007 als erster Deutscher Generalsekretär der IMU. Neben seiner Mitgliedschaft in der BBAW ist Martin Grötschel Ordentliches Mitglied der Leopoldina - Nationale Akademie der Wissenschaften sowie von acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, und er ist Foreign Member der US National Academy of Engineering.