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Nachrichten der Einstein Stiftung Berlin


Mehr Sicherheit in instablien Märkten

„Jedes Finanzrisiko kann man nicht absichern, aber unser Ziel ist es, mathematische Modelle zu entwickeln, die bisher unberücksichtigte Faktoren mit einbeziehen, die den Finanzmarkt in Bewegung setzen, und so ihren Einfluss besser zu verstehen“, sagt der TU-Finanzmathematiker Prof. Dr. Peter Bank. Zusammen mit Prof. Dr. Peter Imkeller von der Humboldt-Universität zu Berlin war er im Sommer erfolgreich mit der Einwerbung von Fördermitteln der Berliner Einstein Stiftung für sein Projekt „Game options and markets with frictions“.

Es geht dabei darum, verfeinerte Modelle für die Preisentwicklung an Finanzmärkten zu analysieren und Absicherungsstrategien gegen Finanzrisiken zu entwickeln, die beispielsweise auch die beim Wertpapierhandel entstehenden Kosten berücksichtigen. In dem Projekt kooperieren die beiden Berliner Wissenschaftler mit Kollegen von der Hebrew University of Jerusalem: Prof. Yuri Kifer, Ph.D., auf den die mathematischen Grundlagen für die Bewertung von „game options“ zurückgehen – eine variablere Form von Optionen, die auch als „Israelische Option“ bekannt ist –, sowie Yan Dolinsky, Ph.D.

„Mathematisch sehr anspruchsvolle Finanzmarktmodelle werden seit den Siebzigerjahren eingesetzt. Berühmt ist das ,Black-Scholes-Modell‘ zur Bewertung von Finanzoptionen, auf dessen Basis später ein Nobelpreis an Myron S. Scholes und Robert C. Merton vergeben wurde. Wir versuchen nun, neue Modelle zu entwickeln, die weitere Faktoren berücksichtigen“, erklärt Peter Bank. „Das können zum Beispiel Rückkopplungseffekte sein, die Absicherungsstrategien auf die Preisentwicklung der genutzten Wertpapiere haben, ganz besonders bei größeren Transaktionen. Solche sogenannten nichtlinearen Bewegungseffekte kennt man auch aus der Physik. Ihre mathematische Analyse ist eine große Herausforderung.“ Ziel ist es, mit dem Modell ein Instrument für bessere Absicherungsstrategien in unsicheren Märkten bereitzustellen.

„Finanzmathematik ist ein wichtiger Teil der Wahrscheinlichkeitstheorie geworden. Die daraus entwickelten Anwendungen nehmen einen großen Einfluss auf unser Verständnis von der Dynamik der Finanzmärkte“, sagt Peter Bank. Und eines stellt er auch klar: „Wir können und wollen als Mathematiker keine Ratschläge zur geschickten Geldanlage geben oder gar Kursentwicklungen vorhersagen – unser Ziel ist es, Optimierungsprobleme unter Unsicherheiten zu lösen. Diese werden durch Finanzfragestellungen motiviert, die mathematischen Resultate sind jedoch häufig auch unabhängig davon interessant und in anderen Bereichen nützlich.“

Das Projekt wird von der Einstein Stiftung Berlin über drei Jahre finanziert. Es ist eins von sechs Projekten, die im Juli 2013 an den großen Berliner Universitäten sowie an der Charité mit einer Fördersumme von insgesamt 3,8 Millionen Euro bewilligt wurden, davon zwei an der TU Berlin. Über das zweite Projekt, an der TU Berlin angesiedelt bei Prof. Dr. Stefan Weinzierl, Fachgebiet Audiokommunikation, das sich dem Bau elektronischer Musikinstrumente widmet, berichtete „TU intern“ in der Juli-Ausgabe 2013. 

Text: Patricia Pätzold
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Der Artikel ist erstmalig am 15.11.2013 in der Hochschulzeitung "TU intern" erschienen. 

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