Stefan Raunser wird ab 1. Januar 2014 Einstein-Professor für Membranbiochemie an der Freien Universität Berlin. Der junge Wissenschaftler, der Makromoleküle mit dem Kryo-Elektronenmikroskop erforscht, zählt zu den weltweit führenden Strukturbiologen. „Die Berufung in diesem zukunftsträchtigen Forschungsgebiet ist ein großer Gewinn für den gesamten Wissenschaftsstandort Berlin“, sagt Martin Grötschel, Vorstandsvorsitzender der Einstein Stiftung. Durch die Einstein-Professur von Stefan Raunser wird die Strukturbiologie in Berlin enorm verstärkt.
Die Strukturbiologie ist ein Bereich der biologischen Grundlagenforschung, der sich mit der Struktur von Makromolekülen, insbesondere von Proteinen beschäftigt. Die Arbeiten von Stefan Raunser sind von großer biologischer und medizinischer Bedeutung. So erforscht er die molekularen Ursachen für erhöhte Cholesterinwerte im Blut. Ein weiterer Fokus gilt der Untersuchung von Giftstoffen, die von Bakterien abgesondert werden und tödliche Substanzen in Zellen injizieren. Seine Arbeiten liefern zudem wichtige Erkenntnisse für die Krebsbekämpfung.
Zur Erforschung dienen spezialisierte Verfahren wie das der Kryo-Elektronenmikroskopie. Ein solches Mikroskop ermöglicht hoch aufgelöste Bilder, auf denen einzelne Moleküle in den Zellen sichtbar werden. Mit der Berufung geht die Beschaffung eines Kryo-Elektronenmikroskops der neuesten Generation in Höhe von 4,6 Millionen Euro einher.
„In Berlin wurde das erste Elektronenmikroskop entwickelt. Ich freue mich sehr mit meiner Forschung an diese herausragende Tradition anzuknüpfen“, sagt Stefan Raunser. „Innerhalb der Stadt ergeben sich vielfältige Kooperationsmöglichkeiten mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen. Dadurch erhoffe ich mir Impulse für neue Forschungsaktivitäten.“
Die Berufung gelang durch das Programm „Einstein-Professur“, mit dem die Einstein Stiftung die Berliner Universitäten bei Berufungen von Spitzenwissenschaftlern finanziell unterstützt. Stefan Raunser war seit 2008 Nachwuchsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund. Zuvor arbeitete der heute 37-jährige Biochemiker als Postdoktorand an der Harvard University.
Unter Fachkollegen genießt der noch junge Ausnahmeforscher weltweit eine hohe Anerkennung. Neben der wissenschaftlichen Qualität und der thematischen Breite seiner Arbeiten wird insbesondere die Vielzahl an bedeutenden Publikationen (unter anderem in „Nature“, „Cell“ und „Science“) hervorgehoben. Seine wissenschaftliche Karriere ist geprägt durch zahlreiche Stipendien, unter anderem vom Fonds der deutschen Chemie, der Boehringer-Ingelheim-Stiftung und der Stiftung Mercator. Erst kürzlich hat er den renommierten Förderpreis des europäischen Forschungsrates (ERC Consolidator Grant) in Höhe von zwei Millionen Euro erhalten.
Bild: MPI Dortmund/privat