Der diesjährige Reinhard Mohn Preis geht an die ehemalige Bundestagspräsidentin und das Beiratsmitglied der Einstein Stiftung Rita Süssmuth. Mit der Preisvergabe würdigt die Bertelsmann Stiftung die CDU-Politikerin als Wegbereiterin einer modernen Einwanderungs- und Integrationspolitik. Süssmuth hat den mit 200.000 Euro dotierten Preis am 11. Juni in Gütersloh erhalten.
Rita Süssmuth hat mit ihrer politischen Arbeit die Perspektive der Deutschen auf Einwanderung verändert, heißt es in der Begründung der Bertelsmann Stiftung für die Preisvergabe. Die Integrationsprogramme für Einwanderer, die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts, das Zuwanderungsgesetz, die Öffnung des Arbeitsmarkts und die Strategien zur Fachkräftesicherung: All dies wäre nicht denkbar, wenn Deutschland in der Logik von Anwerbestopp und Abstammungsprinzip verharrt wäre.
Bereits Mitte der 90er Jahre hatte sich Rita Süssmuth als erste prominente Unionspolitikerin dafür ausgesprochen, Deutschland solle sich zu seiner damals bereits de facto bestehenden Rolle als Einwanderungsland bekennen. Entscheidende Impulse für Gesetzesreformen und eine offenere Haltung gegenüber Einwanderung gingen von der Zuwanderungskommission aus, die Rita Süssmuth auf Bitten der rot-grünen Bundesregierung ab Herbst 2000 leitete. Der Abschlussbericht des auch "Süssmuth-Kommission" genannten Gremiums begann mit dem Satz „Deutschland braucht Zuwanderinnen und Zuwanderer“ und markiert einen Wendepunkt in der deutschen Migrations- und Integrationsgeschichte.
Auch wenn die Vorschläge der Zuwanderungskommission nicht direkt politische Mehrheiten fanden, greift das Zuwanderungsgesetz von 2005 viele Empfehlungen des Gremiums auf. "Rita Süssmuth hat großen Anteil daran, dass Deutschland heute Vielfalt nicht mehr als Belastung, sondern als Chance begreift", sagte Liz Mohn, stellvertretende Vorsitzende der Bertelsmann Stiftung. Mittlerweile gehört Deutschland zu den beliebtesten Einwanderungsländern weltweit und gibt mit seiner Migrations- und Integrationspolitik anderen Ländern Impulse.
Mit der Preisvergabe würdigt die Bertelsmann Stiftung auch den Einsatz der langjährigen Bundestagspräsidentin für Fairness gegenüber den Auswanderungsländern. 2005 arbeitete Süssmuth in der "Globalen Kommission zur Migration" mit, die der damalige UN-Generalsekretär und Reinhard-Mohn-Preisträger von 2013 Kofi Annan eingesetzt hatte. Zu Fragen der Migration und Integration ist Rita Süssmuth eng eingebunden in die Politik der Europäischen Union. Sie ist Mitglied des Transatlantic Council on Migration des Migration Policy Institute in Washington.
Die Bertelsmann Stiftung ehrt Rita Süssmuth als Brückenbauerin zwischen politischen Lagern, zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sowie zwischen den Religionen. Sie setzte sich insbesondere für die Verständigung mit Frankreich, Polen und der Türkei ein. So ist sie Gründungspräsidentin der ersten türkisch-deutschen Universität in Istanbul.
Neben ihrer politischen Arbeit engagiert sich Rita Süssmuth für viele Projekte aus der Zivilgesellschaft. Mit auf den Weg gebracht und seitdem eng begleitet hat Süssmuth den Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Migration und Integration (SVR), der auf eine Initiative der Stiftung Mercator und der Volkswagen Stiftung zurückgeht. Zudem fördert sie das Buddy-Projekt der Vodafone Stiftung, das Schülern hilft, soziale Handlungskompetenzen zu entwickeln.
Als Kuratoriumsvorsitzende der Technischen Universität Berlin ist Rita Süssmuth zudem seit mehreren Jahren Mitglied des Beirats der Einstein Stiftung Berlin.
Weitere Informationen: www.reinhard-mohn-preis.de
Quelle: Bertelsmann Stiftung
Foto: Jan Voth/Bertelsmann Stiftung