Ein Party-Gefühl im Gehirn

Maja Marwa Frhan (12) besucht die 7. Klasse des Dathe-Gymnasiums in Berlin-Friedrichshain. Als sie vor zwei Jahren von der Grundschule aufs Gymnasium kam, hat sie sofort verstanden: Jetzt muss ich mich im Mathematikunterricht so richtig anstrengen. Manchmal ist ihr die Arbeit für die Schule viel zu viel. Dann, sagt sie, sieht sie nur noch „schwarz“. Aber mit einfachen Tricks findet sie immer wieder heraus aus so einem Tief.
 

Maja, liebst du oder hasst du Mathematik?
 

Das kommt darauf an. Mathe ist schlimm, wenn man ein Thema gar nicht oder nur zur Hälfte versteht. Wenn ich vor einem Arbeitsblatt sitze und mich durch die Aufgaben quäle, dann denke ich: Mathe ist für mich gestrichen. Aber ich liebe Mathe, wenn ich etwas verstehe. Wenn das passiert, dann habe ich im Gehirn so ein Party-Gefühl!

Wann ist dir das zuletzt passiert?

Bei den Brüchen. Da habe ich am Anfang gar nichts verstanden. Dann habe ich mir selber Mut gemacht, mich zu Hause an den Schreibtisch gesetzt und geübt. Im Test hat dann alles geklappt – und dann kam dieses tolle Gefühl. 

Geht es den Jungen und den anderen Mädchen in deiner Klasse ähnlich?

Ehrlich gesagt sind es mehr Jungs als Mädchen, die Spaß an Mathe haben. Wenn ich mir die Jungs im Unterricht ansehe: die rechnen und rechnen und dann packen sie es irgendwann. Die Mädchen lassen sich schneller entmutigen. Das geht mir auch oft so. Dann spornt mich meine Mutter an. Oder meine Freundinnen verraten mir ihre Rechentricks.

Gibt es auch Mädchen, die dranbleiben im Matheunterricht?

Ja, schon. Ich habe beobachtet, dass auch manche Mädchen in Mathe am Ball bleiben. Aber dass die Jungs aufgeben, habe ich noch nie gesehen. Im Geografie-Unterricht ist das anders, obwohl das ja auch manchmal mit Mathe zu tun hat. Da unterscheiden sich Jungs und Mädchen eigentlich gar nicht. Aber egal ob Mädchen oder Junge, in Mathe ist es einfach so: Da gibt es die Superhirne und die, die gar keine Mathe-Liebhaber sind. 

Was würde dir helfen, in Mathematik immer am Ball zu bleiben?

Wenn wir noch öfter in Gruppen arbeiten würden, dann würde ich nicht so schnell aufgeben. Dann bauen die anderen einen auf. Wenn es ginge, würde ich es komplett abschaffen, dass man im Unterricht über seinem Buch sitzt und das alleine verstehen soll. Ich fühle mich wohler, wenn ich meine Mitschüler fragen kann.

Was machst du, wenn du gar nicht weiterweißt?

Wenn das passiert, dann setze ich zu Hause meine Kopfhörer auf und fange an zu zeichnen – immer mit dem Bleistift. Ich zeichne das, was gerade aus meiner Hand rauskommt. Meistens sind das Landschaften. Manchmal höre ich auch Musik dazu, Pop-Musik, was halt gerade so in den Charts ist. Und dann, während ich das mache, fällt mir ein, was ich tun muss, um mein Problem zu lösen. 

Hilft dir Mathe im Alltag?

Wenn meine Mutter ihr Haushaltsbuch auf dem iPad führt, helfe ich ihr manchmal. Dann merke ich, dass Mathe ganz praktisch ist. Trotzdem frage ich mich in Mathe ab und zu: Warum muss ich das jetzt lernen, das ist so kompliziert. Aber dann sage mich mir: Da musst du jetzt durch!

Weißt du schon, was du später mal werden willst?

Vielleicht Politikerin. Auf jeden Fall irgendetwas mit der Bekämpfung von Armut – es gibt so viele Probleme auf der Welt, das ist nicht mehr auszuhalten! Ich will Menschen helfen und da meine Kreativität reinbringen. Zum Beispiel Häuser bauen, für die, die keine haben. Dafür kann ich dann bestimmt auch Mathe gut gebrauchen. 

Interview: Kristina Vaillant