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ALBERT fragt …

Expert*innen erklären, wie das Immunsystem funktioniert

 

 

Wie kommuniziert das Nervensystem mit dem Immunsystem?

Das Immunsystem besteht aus angeborenen und aus erworbenen Immunzellen, die auch weiße Blutkörperchen genannt werden. Angeborene Immunzellen reagieren prompt auf Entzündungsreize wohingegen erworbene Immunzellen der vorherigen Aktivierung bedürfen, unter anderem durch angeborene Immunzellen. Über das angeborene Immunsystem hat man lange Zeit wenig gewusst und somit auch wenig darüber, ob und wie es mit dem Nervensystem kommuniziert. Es war naheliegend anzunehmen, dass hier ein Austausch stattfindet, es fehlten aber die technischen Möglichkeiten das zu belegen. 

 

In den vergangenen Jahren hat es dann eine kleine Erkenntnisrevolution rund um das angeborene Immunsystem gegeben: Unter anderem konnten wir und andere Arbeitsgruppen zeigen, dass angeborene weiße Blutkörperchen sehr viele Rezeptoren für Signalmoleküle haben, die von Nervenzellen ausgeschüttet werden. Diese Signalmoleküle – Neurotransmitter genannt – können an die Immunzellen andocken und diese regulieren: Sie geben den weißen Blutkörperchen ein Signal, ihr Verhalten anzupassen, aktivieren sie zum Beispiel und machen sie somit „angriffslustiger“ gegenüber Erregern oder inhibieren sie, drosseln also ihre Aktivität.

 

Im Gegenzug sind auch Nervenzellen über spezielle Rezeptoren dazu in der Lage, Signalmoleküle zu empfangen, die von Immunzellen ausgeschüttet werden – sogenannte Zytokine. Sprechen kann man von einem „Crosstalk“ zwischen Immunzellen und Nervenzellen: Das Nervensystem gibt dem Immunsystem Anweisungen, das Immunsystem antwortet mit Verhaltensanpassung und sendet Feedback – und andersherum. 

 

Welche Kommunikationsprozesse genau zwischen Nervensystem und angeborenem Immunsystem ablaufen, untersuchen wir in Studien. Mittels neuer Versuchsaufbauten können wir dabei erstmals auch untersuchen, wie das Nervensystem in einem so komplexen Gewebe wie dem Darm auf lokale Entzündungen reagiert.

 

Der Immunologe Dr. Christoph Klose war in Freiburg und New York tätig, bevor er an die Charité wechselte. Hier leitet er eine Arbeitsgruppe zu Neuro-Immun-Interaktionen. Schwerpunktmäßig setzen sich Christoph Klose und seine Mitarbeitenden mit den Wechselwirkungen zwischen Nervensystem und Immunsystem auseinander und forschen zu angeborenen Lymphozyten.



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