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Thomas Mann Fellowship 2019

Prof. Dr. Stefan Keppler-Tasaki, Einstein Visiting Fellow an der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien der Freien Universität, ist mit einem Thomas Mann Fellowship für das Jahr 2019 am neu eingerichteten Thomas Mann House in Los Angeles ausgezeichnet worden.

Das Thomas Mann House wie auch die Villa Aurora - die ehemaligen kalifornischen Wohnstätten der von den Nationalsozialisten ins Exil gedrängten Schriftsteller Thomas Mann und Lion Feuchtwanger - werden heute von einem deutschen, gemeinnützigen Verein getragen und mit öffentlichen Mitteln des Auswärtigen Amtes und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Die Stipendien des Villa Aurora & Thomas Mann House e. V. sollen es Intellektuellen aus allen Bereichen ermöglichen, größere Vorhaben zu Themen des transatlantischen Austauschs zu verwirklichen. Als Thomas Mann Fellow 2019 wird Stefan Keppler-Tasaki die Bedeutung der Villa Aurora als Residenz für deutschsprachige Künstlerinnen und Künstler (1995-2015) in den Blick nehmen und deren literarisches Schaffen über die Themen Flucht und Zuflucht sowie Überleben und Neuanfang erforschen.

Stefan Keppler-Tasaki ist Professor für deutsche Literatur an der Universität Tokio. Er forscht und lehrt seit 2015 zugleich als Einstein Visiting Fellow der Friedrich-Schlegel-Graduiertenschule der Freien Universität Berlin, wo er unter anderm das Projekt Transpacifica betreut. Keppler-Tasaki widmet sich in seiner Arbeit dem komplexen Beziehungsgeflecht zwischen Literatur-, Religions- und Ideologiegeschichte mit besonderem Interesse an der Formung von Individualität und Kollektivität. Darüber hinaus befasst er sich mit dem Medium Film und dessen Verhältnis zur Literatur. Sein aktuelles Buch trägt den Titel "Alfred Döblin. Massen, Medien, Metropolen" und behandelt besonders die Jahre, die der Berliner Romanautor Döblin in Los Angeles verbracht hat.

Das Thomas Mann House in Pacific Palisades, Los Angeles, war von 1942 bis 1952 Wohnsitz des Schriftstellers und seiner Familie - diese war bereits 1933 in die Schweiz emigriert, seit 1938 befand sie sich im US-amerikanischen Exil. Nach der Rückkehr der Familie Mann nach Europa befand sich die Villa in Privatbesitz. Im Jahr 2016 erwarb die Bundesregierung das Haus; im Juni 2018 wurde es von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als transatlantische Begegnungsstätte eingeweiht.

Die Staatsministerin für internationale Kulturpolitik Michelle Müntefering unterstreicht die Stellung des Hauses für den deutsch-amerikanischen Austausch: "In Kalifornien fand Thomas Mann den Freiraum für sein großartiges literarisches Schaffen, den ihm seine Heimat verwehrte. Heute ist das Haus wieder ein Ort des offenen Dialogs geworden. Ich freue mich deshalb, dass im kommenden Jahr herausragende Intellektuelle und Denker verschiedener Disziplinen in das Thomas Mann House einziehen, um dort fachübergreifend aktuelle Themen und gesellschaftliche Fragen auch mit ihren amerikanischen Partnern zu diskutieren. Auf beiden Seiten des Atlantiks stehen wir schließlich vor großen Herausforderungen. Um sie gemeinsam zu meistern, sind kulturelle Knotenpunkte, wie das Thomas Mann House einer ist, von enorm großer Bedeutung."

Das Kulturprojekt wird vom Auswärtigen Amt und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Zu den Unterstützern gehören auch die Berthold Leibinger Stiftung, die Robert Bosch Stiftung, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung sowie das Goethe Institut.


Text: FU Berlin