Wasser ist ...

Ein Beitrag aus ALBERT Nr. 9 "Wasser"

… ambivalent, allgegenwärtig, unkürzbar, heilend, achtsam, demokratisch, fluide, alles, wunderbar, kraftvoll, elementar, verbindend, freundlich

ambivalent

… ein Medium der räumlichen Verbindung. Weitgehend unbewohnbar ist es ebenso ein Faktor der Trennung, notwendig für menschliches Leben, aber zugleich eine Gefahr.

Michael Goebel, Historiker

allgegenwärtig

… eigentlich eine Vielfalt an Wässern mit zahllosen Funktionen in Natur und Kultur. So gewährleistet das unsichtbare ‚grüne‘ Wasser den Bestand aller Landökosysteme und einen Großteil unserer Ernährung.

Dieter Gerten, Geograf

unkürzbar

… ein dynamisches Medium, das mir den Begriff der Umverteilung plastisch vor Augen führt, es ist gleichzeitig nicht kürzbar, das heißt, wir können weder auf es verzichten noch bei Überfülle einfach so loswerden.

Kathrin Röggla, Germanistin und Schriftstellerin

heilend

… richtig angewendet das unschuldigste Heilmittel.

Sebastian Kneipp (1821–1897), Codizill zu meinem Testamente, Kempten/München 1908

achtsam

… Bewegung und Entschleunigung. Es bringt uns an Orte, die wir anders nicht erreichen, und eröffnet uns neue und ungewohnte Perspektiven. Es bringt uns dazu, uns langsam zu bewegen und unsere Umgebung umfänglicher und intuitiver wahrzunehmen. Auf diese Weise kann Wasser uns Menschen wieder „erden“.

Gesine Barthels, Reederei Stern und Kreis

demokratisch

… demokratisch. „Wir sagen Wasser und meinen Demokratie“ ist der Slogan der italienischen Wasserbewegung. Nach dem gesunden Menschenverstand müsste dieses Lebenselixier ein Gemeingut für alles Leben auf diesem Planeten sein und keine Quelle sprudelnder Gewinne.

Dorothea Härlin, Wasseraktivistin Blue Community

fluide

… queer-feministisch, denn es verbindet jenseits binärer Gegensätze über Körpergrenzen hinweg. Es kennzeichnet Körper als fluide Gebilde, die weder fix, stabil noch souverän sind, aus denen Flüssigkeiten sowohl hinaustreten als auch in sie gelangen. Körper begehren mit Wasser: Mit körpereigenem Speichel, Schweiß und Schleim oder synthetisch produzierter Gleitcreme; aber auch mittels Blut, das durch Adern fließt und das Herzen höherschlagen lässt. Körper sind Wasser, zwischen ihnen fließt Wasser, sie sind Teil eines wässrigen Milieus, das nie neutral ist, aber immer lokal verortet und differenziert, das nie nur lebenserhaltend ist, sondern auch tödlich sein kann – bspw. voller Toxine oder Fungizide. Wasser widersteht einem männlichen und weißen Phantasma der Beherrschbarkeit und es liegt an uns, damit einen politisch-ethisch verantwortlichen Umgang zu finden.

Karina Rocktäschel, Theaterwissenschaftlerin

alles

… das Prinzip aller Dinge, denn Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück!

Thales von Milet, Philosoph und Astronom (6./5. Jh. v. Chr.)

wunderbar

… ein wunderbarer Stoff mit ungewöhnlichen molekularen Eigenschaften, die für die Entwicklung des Lebens entscheidend waren und sind. Wasser ist durch keine andere Substanz ersetzbar.

Martin Jekel, Chemiker

kraftvoll

… ein fließendes Wunder, flexibel und doch voller Kraft. H2O kann deine Schmerzen lindern, kann deine Seele heilen, kann einen massiven Berg sprengen. Mit sanfter Kraft. (Also beweg dich wie Wasser, fühl wie Wasser, sei das Wasser.)

Ulrike Düregger, Künstlerin

elementar

… das Medium des Lebens. Elektrisch polar und zwischenmolekular verbrückt stabilisiert es biomolekulare Architekturen und ermöglicht elementare biochemische Funktionen in der belebten Natur.

Thomas Elsässer, Physiker

verbindend

… eine soziale, politische, biophysikalische und emotionale Angelegenheit, denn es verbindet die städtische Bevölkerung mit den ländlichen Gemeinschaften, bebaute Landschaften mit unbewirtschafteten Gebieten. Und da die Zukunft so sehr von all diesen Facetten des Wassers abhängt, müssen wir von ihm, mit ihm und dafür lernen.

Pauline Münch, AnthropoScenes

freundlich

… ein freundliches Element für den, der damit bekannt ist und es zu behandeln weiß.

Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), Die Wahlverwandtschaften, Tübingen 1809

Weißt du, was du tun musst, wenn du frustriert bist? Einfach schwimmen.

Dorie, Fisch (in „Findet Nemo“)

Definition & Wortherkunft

Wasser = eine weitgehend farblose, geruchlose und geschmacklose flüssige chemische Verbindung (H2O) von Wasserstoff (H) und Sauerstoff (O), die bei 0 Grad Celsius zu Eis gefriert und bei 100 Grad zu Wasserdampf siedet.

Virtuelles Wasser = die während der gesamten Herstellung von Produkten verbrauchte, verschmutzte oder verdunstete Wassermenge; dient der Offenlegung des „versteckten” Wasserverbrauchs. Es wird unterteilt in grünes Wasser (natürlich vorkommendes Wasser in Böden und aus Niederschlag, das von Pflanzen aufgenommen wird und verdunstet), blaues Wasser (Grund- und Oberflächenwasser, das zur Produktion und in Haushalten genutzt, aber nicht zurückgeführt wird) und graues Wasser (bei der Produktion verunreinigte Wassermenge bzw. jene Wassermenge, die benötigt wird, um Wasserverunreinigungen durch Verdünnung auszugleichen).

Sprachlich entlehnt aus dem althochdeutschen wazzar, dem mittelhochdeutschen wazzer und dem angelsächsischen watar, „das Feuchte, Fließende“. Nächstverwandt sind unter anderem das griechische hýdōr, das altindische udán, das altirische u(i)sce und das altslawische voda für Wasser sowie das lateinische unda für Welle und Woge. Alle Formen werden auf die indoeuropäischen Wortteile aud-, ued- und ud- als Erweiterung der Wortwurzel au- für benetzen, befeuchten, fließen zurückgeführt.

Quellen: „Wasser“, in: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, dwds.de/wb/Wasser#etymwb-1, abgerufen am 24.11.2023; umweltbundesamt.de/themen/wasser/wasser-bewirtschaften/wasserfussabdruck#was-ist-der-wasserfussabdruck, abgerufen am 07.12.2023.

Stand: März 2024