Der Literaturwissenschaftler Stefano Evangelista von der Universität Oxford erforscht die Verbindungen zwischen der englischen Literatur und anderen Sprachen, der klassischen Antike, der visuellen Kultur und der Geschichte der Sexualität mit Schwerpunkt auf der zweiten Hälfte des 19. und den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Er nutzt vergleichende Ansätze und interessiert sich besonders für den kulturellen und literarischen Austausch zwischen Großbritannien und Italien, Frankreich, Deutschland und den skandinavischen Ländern.
In Berlin wird er zu Vorstellungen der Kosmopolis zwischen 1870 und 1930 forschen. Mit einer Arbeitsgruppe, die am Großbritannien-Zentrum der Humboldt-Universität angesiedelt sein wird, sollen Berlin und London für diesen Zeitraum vergleichend untersucht werden. Besonderes Augenmerk liegt in dem Projekt darauf, wie in der Literatur die Idee der Weltstadt und des Weltbürgertums als geographische und metaphorische Räume konstruiert wurden, und wie diese sich in deutsch- und englischsprachigen Publikationen gegenseitig beeinflussten. Die Forschung soll dabei auch die diesen Konstrukten inhärenten Widerspruche thematisieren, etwa die Vorstellung einer offenen Stadtgesellschaft, die sich aber erst durch den Ausschluss marginalisierter Gruppen konstituierte. Stefano Evangelista und die Antragstellerin Gesa Stedman wollen durch das Projekt ihre bereits bestehende Zusammenarbeit vertiefen und gemeinsam im Jahr 2026 in Berlin als Gastgeber die Summer School des Harvard Institute for World Literature abhalten.