Frederick Klauschen

Auf der Suche nach Therapien gegen Krebs findet ein Paradigmenwechsel statt, und Frederick Klauschen ist einer derjenigen, die ihn vorantreiben. Als Leiter der AG Systempathologie untersucht der Mediziner und Physiker für die Charité Universitätsmedizin Berlin molekulare Eigenheiten von Tumoren, um innovative Therapien zu ermöglichen. Klauschen forschte u. a. fünf Jahre an den National Institutes of Health in den USA und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

 


»Krebszellen sind wie sehr komplexe Maschinen«

Wird Krebs in Zukunft heilbar sein?
Es gab immer wieder Vorhersagen von sehr renommierten Krebsforschern, dass wir Krebs in fünf oder zehn Jahren heilen können, doch leider hat sich das immer wieder als falsch herausgestellt. Die Krebsmedizin hat sich bisher immer an anatomischen Veränderungen orientiert, die bereits Forscher wie Rudolf Virchow vor mehr als 100 Jahren erforscht haben. In den letzten Jahren sind jedoch neue molekulare Methoden entwickelt worden, die uns ermöglichen, genetische Veränderungen in Tumoren sehr detailliert zu erfassen. Dadurch hat man zum Beispiel festgestellt, dass Tumoren gleichen anatomischen Typs auf genetischer Ebene sehr unterschiedlich aussehen können. Die neuen Methoden erlauben es uns auch, Therapien zu entwickeln, die genetische Veränderungen zielgerichtet angreifen.

Ist das ein Ziel Ihrer Forschung als Einstein Junior Fellow?
Bei meinem Einstein-Projekt geht es darum zu verstehen, warum einige Patienten mit Lungenkrebs auf eine zielgerichtete Therapie ansprechen, andere aber weniger, obwohl sie die gleiche genetische Veränderung haben. Wir untersuchen Zelllinien und Patientengewebe im Labor, um die Funktion von Tumorzellen auf molekularer Ebene aufzuklären. Die experimentellen Ergebnisse bilden wir auf Computermodellen ab, um Zellprozesse zu simulieren. Wir können zum Beispiel eine genetische Mutation simulieren, sie mit einem Medikament behandeln und am Computer beobachten, wie die Zelle reagiert. Unsere Vorhersagen müssen wir dann wieder experimentell überprüfen.

Für mich sind Krebszellen wie sehr komplexe Maschinen, in die Fehler eingebaut sind. Diese Fehler bedeuten einen Überlebensvorteil für die Krebszelle, die mit ihrem ungehemmten Wachstum im Körper massiven Schaden anrichtet. Ich will verstehen, wie diese Fehler in Mechanismen des Zellwachstums eingreifen und welche besonders wichtig sind, um so zur Entwicklung neuer Medikamente beizutragen.

Kommen Sie bei Ihrer Forschung auch mit Einzelschick­salen in Berührung?
An der Charité haben wir viele Krebspatienten und am Institut für Pathologie beschäftigen wir uns täglich mit der Frage, ob ein Patient Krebs hat oder nicht, und erstellen die Befunde. Zu wissen, dass mit jeder Gewebeprobe das Schicksal eines Menschen verbunden ist, motiviert mich sehr dazu, durch Diagnostik und Forschung ein besseres Verständnis von Krebs zu erlangen. Meine Vision ist es, die Krebserkrankung eines jeden Patienten so gut zu verstehen, dass wir maßgeschneiderte Therapien entwickeln und langfristig gesehen eine Heilung von Krebs herbeiführen können.

Interview: Mirco Lomoth


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