Sam Berkovic ist Professor für Medizin an der Universität von Melbourne und Direktor des Epilepsie-Forschungszentrums in Austin Health in Australien. Seine Arbeit wurde durch zahlreiche Preise gewürdigt, darunter die Wahl in die Royal Society (London) und zum internationalen Mitglied der National Academy of Medicine (USA). Im Jahr 2014 wurde er für seine herausragenden Verdienste um die biomedizinische Forschung auf dem Gebiet der Epilepsiegenetik, der Neurologie auf nationaler und internationaler Ebene und für seine Arbeit als Botschafter für die medizinische Wissenschaftsausbildung in Australien zum Companion of the Order of Australia ernannt.
Entwicklungsbedingte und epileptische Enzephalopathien (DEE) gehören zu den schwersten Formen der Epilepsie. DEEs sind klinisch und genetisch heterogene neurologische Entwicklungsstörungen, die durch multiple Anfallstypen und Entwicklungsverzögerungen gekennzeichnet sind. Die modernen genetischen Fortschritte haben die Identifizierung von Epilepsiegenen deutlich beschleunigt, aber bei vielen Kindern mit DEE bleibt die Ursache unbekannt. Es bleiben weitere Fragen offen, darunter das phänotypische Spektrum der DEEs für ein bestimmtes Gen einschließlich der damit verbundenen Komorbiditäten, genetische Faktoren, die zum Ausbruch und zur Schwere der Epilepsie beitragen, sowie die Resistenz gegen anfallshemmende Medikamente und gezielte Behandlungsansätze. Da einzelne DEEs selten sind, wird uns die internationale Zusammenarbeit ermöglichen, diese kritischen Fragen zu klären.
In einem gemeinsamen Forschungsprojekt werden Samuel Berkovic und Ingrid Scheffer einen gemeinsamen interdisziplinären Ansatz verfolgen, um die Phänotypen von DEE besser zu definieren, die zugrunde liegenden genetischen Ursachen und Krankheitsmechanismen zu ermitteln und neue, auf DEE ausgerichtete Medikamente gegen Anfälle zu finden. Insbesondere werden Studien zum natürlichen Krankheitsverlauf durchgeführt, um das Wissen über das phänotypische Spektrum von DEEs für ein bestimmtes Gen und die genetische Heterogenität spezifischer Epilepsiesyndrome zu erweitern. Sie werden die genetischen Ursachen von DEEs identifizieren und die Rolle somatischer Varianten bei Epilepsie durch Liquorbiopsien und/oder Gehirnproben bei Patienten, die sich einer Epilepsieoperation unterziehen, untersuchen. Die Mechanismen, die den DEEs zugrunde liegen, werden in Zell- und Tiermodellen unter Verwendung molekularer, zellbiologischer, immunhistologischer, bildgebender und elektrophysiologischer Ansätze untersucht. Das Ziel ist die Identifizierung von Medikamenten gegen Anfälle, die auf die zugrunde liegende genetische Ursache abzielen, unter dem Gesichtspunkt der Präzisionsmedizin. Berkovic und Scheffer erwarten, dass ihre Ergebnisse zu unserem Verständnis der Epileptogenese und zu neuen gezielten Behandlungsansätzen beitragen werden.