Dieter Jaeger
Bitte schließen Sie kurz Ihre Augen und denken Sie an Ihr Forschungsprojekt. Was sehen Sie als Erstes?
Ich sehe die Dendriten kortikaler Neuronen von Mäusen, die in wunderschönem Grün fluoreszieren, sobald sie einen Stimulus von den Basalganglien erhalten. Diese Veränderung der Fluoreszenz zeigt mir, wie die Basalganglien die Verarbeitung im Cortex beeinflussen.
Wie sähe Ihr Forschungsthema aus, wenn es ein Kunstobjekt wäre?
Es wäre eine Videoinstallation im Hamburger Bahnhof: Mehrere Bildschirme, locker in der Form eines Gehirns arrangiert, auf denen Aktivität in Form von wilder grüner Fluoreszenz zu sehen ist, die sich in nur schwer erkennbaren Mustern über die Bildschirme bewegt. Gleichzeitig würde sich die Anwesenheit des Betrachters in dem Flackern widerspiegeln.
Bitte geben Sie Ihrem Forschungsprojekt einen passenden Fantasienamen!
Thutopia.
Was sind Ihrer Meinung nach die drei größten Erfindungen der Menschheit?
Kochen, Metallarbeiten und der Computer.
Mit wem würden Sie gerne für einen Tag Ihren Arbeitsplatz tauschen und was würden Sie dann tun?
Mit Präsident Trump, um der National Science Foundation ein größeres Budget zukommen zu lassen.
Gibt es einen außergewöhnlichen Gegenstand, der Sie im Alltag begleitet?
Bei mir zuhause hängt an der Decke ein vier Meter großes Modell-Segelflugzeug.
Irgendwelche ungewöhnlichen Hobbys, die Sie uns verraten möchten?
Ich fliege wettbewerbsmäßig Segelflugzeuge und nenne ein Discus 2B Standardklasse-Segelflugzeug mit einer Spannweite von 15 Metern mein Eigen. Mein Ziel ist es, einmal US-Meister in der Standardklasse zu werden. Und da es in den USA nicht allzu viele Segelflieger gibt, die Wettbewerbe fliegen, stehen meine Chancen auch gar nicht so schlecht. Segelfliegen ist ein faszinierendes und großartiges Hobby, erfordert aber auch viel Geschick und Zeit.
Gibt es einen konkreten Ort in Berlin, den Sie mit Ihrer Forschungsarbeit verbinden?
Genau wie das Gehirn sind die mit meiner Forschungsarbeit in Berlin verbundenen Orte ein verteiltes Parallelnetzwerk: Mein Forschungslabor ist in der Charité, das Bernstein Center ist mein intellektuelles Zuhause und die Fakultäten an der HU, FU und TU arbeiten an ähnlichen, für mich interessanten Aspekten.
Wie lautet Ihr persönliches Berliner Lieblingswort und was bedeutet es?
Kiez. Eine Nachbarschaft, die sich durch spezielle Eigenheiten auszeichnet. Und davon gibt es in Berlin viele.
In welchem Berliner Bezirk, an welchem Ort, fühlen Sie sich besonders wohl und warum?
Bei der East Side Gallery mit ihrer Mauerkunst. Die Kunstwerke inspirieren mich. Diese deutsche Vergangenheit hat so viele Sehnsüchte geweckt!
März 2018