Pressemitteilung

01.12.2022

Einstein Stiftung vergibt mit 500.000 Euro dotierten Preis zur Steigerung von Forschungsqualität 2022 an den kanadischen Mediziner Gordon Guyatt sowie das Forschungsnetzwerk Psychological Science Accelerator

Die Einstein Stiftung Berlin zeichnet den kanadischen Mediziner Gordon Guyatt sowie den Psychological Science Accelerator (PSA) mit dem diesjährigen Einstein Foundation Award for Promoting Quality in Research aus. Gordon Guyatt ist ein Vordenker der evidenzbasierten Medizin und gehört zu den einflussreichsten Medizinforschern. Er hat Qualitätsstandards für alle Bereiche der klinischen Forschung entwickelt, die heute weltweit eingesetzt werden. Dazu zählen Standards für die Ermittlung des Gesundheitszustands, die Planung und Durchführung klinischer Studien, die praktische klinische Arbeit sowie systematische Reviews. Er erhält den internationalen Individual Award 2022. Der Institutional Award geht an den Psychological Science Accelerator (PSA) und damit an ein Netzwerk aus 1.400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in 71 Ländern, die gemeinsam Qualität in der psychologischen Forschung voranbringen wollen. Der PSA setzt sich für international vernetztes Forschen in großen Teams (big team science) ein, um Forschungsergebnisse in der Psychologie replizierbar und kulturübergreifend relevant zu gestalten. Den Early Career Award erhält das Forschungsprojekt Ape Research Index von Elisa Bandini (Universität Tübingen) und Sofia Forss (Universität Zürich). Die Forscherinnen wollen in Verhaltensexperimenten mit Primaten, die regelmäßig an Studien teilnehmen, den bisher vernachlässigten Trainingseffekt auf die kognitiven Fähigkeiten einbeziehen.

Der mit insgesamt 500.000 Euro dotierte Einstein Foundation Award for Promoting Quality in Research zeichnet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Institutionen aus, die maßgeblich zur Verbesserung der Qualität von Forschung und der Belastbarkeit von Forschungsergebnissen beitragen. „Der Preis ist der weltweit erste, der das Engagement zur Verbesserung von Qualitätsstandards würdigt“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Einstein Stiftung, Martin Rennert. „Ziel ist es, dieser Herausforderung international mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung zu widmen. Die Einstein Stiftung möchte mit ihrem Preis einen Beitrag zur Hebung von Standards, zur effizienteren Evaluation der Qualität wissenschaftlicher Arbeit und zur Stärkung des Vertrauens in Wissenschaft und Forschung insgesamt leisten.“

Der Preis wird in drei Kategorien vergeben: an Einzelpersonen, an Institutionen und an Forschende in frühen Karrierephasen. Die hochkarätig besetzte Jury repräsentiert diverse Forschungsdisziplinen sowie verschiedene Regionen der Welt. „Gordon Guyatts Errungenschaften passen perfekt zu den Zielen dieses Preises“, sagt Jury-Mitglied Alastair Buchan, Einstein Visiting Fellow und Professor für Schlaganfallmedizin an der University of Oxford. „Mit seiner Pionierarbeit in der evidenzbasierten Medizin hat er die Qualität der klinischen Forschung, der Gesundheitsversorgung und der Gesundheitspolitik maßgeblich erhöht.“

„Der diesjährige institutionelle Preisträger, der Psychological Science Accelerator, verbessert durch seinen einzigartigen transformativen Ansatz die wissenschaftlichen Standards, indem er eine wirklich vielfältige und demokratische Forschung sicherstellt“, sagt Jury-Mitglied Dorothy Bishop, emeritierte Professorin für Entwicklungsneuropsychologie an der University of Oxford.

Zur Preisjury zählen neben Dorothy Bishop und Alastair Buchan der Juryvorsitzende und ehemalige Präsident des Schweizerischen Nationalfonds, Dieter Imboden, die Präsidentin der National Academy of Sciences, Marcia McNutt, die Direktorin der Royal Society, Julie Maxton, der Wirtschaftsnobelpreisträger Alvin Roth, die Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston, der Philosoph Moshe Halbertal, der Informatiker Michel Cosnard, die Wirtschaftswissenschaftler Lena Lavinas und Edward Miguel, die Psycholinguistin Suzy Styles, die Sozialwissenschaftlerin Soazic Elise Wang Sonne, der Entomologe Raghavendra Gadagkar sowie der ehemalige Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Berlin und Vertreter des Preisstifters, Jürgen Zöllner.

Möglich wurde der Einstein Foundation Award durch eine großzügige Spende der Damp Stiftung. Der Preis wird zusätzlich vom Land Berlin gefördert.

Der Gründungsdirektor des QUEST Center am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH), Ulrich Dirnagl, leitet das Preisbüro des Einstein Foundation Award. Das QUEST (Quality, Ethics, Open Science, Translation) Center, die Max-Planck-Förderstiftung, der Verlag Nature Portfolio sowie die Public Library of Science (PLOS) unterstützen die Einstein Stiftung Berlin bei der Verbreitung des Preises. Partner der Preisverleihung sind die Staatsbibliothek zu Berlin sowie die Klaus Groth Stiftung.

 

Informationen zu den Preisträgern und Preisträgerinnen:

Individual Award | Gordon Guyatt, McMaster University

Gordon Guyatt ist Professor für Health Research Methods, Evidence, and Impact an der McMaster University in Hamilton, Kanada und einer der weltweit meistzitierten Mediziner. Seit den 80er Jahren setzt Guyatt sich dafür ein, dass medizinische Behandlungen auf qualitativ hochwertigen Studien beruhen und angehende Medizinerinnen und Mediziner mit einem kritischen Bewusstsein dafür ausgebildet werden. 1991 prägte Guyatt den Begriff der evidenzbasierten Medizin und wandte sich damit gegen ein überholtes Verständnis von Medizin, das auf Intuition, Tradition und Autorität basiert. Stattdessen sollen Belegbarkeit und Qualitätsstandards wie randomisierte kontrollierte Studien und systematische Reviews hinter Entscheidungen für oder gegen Therapiekonzepte stehen. Mit seinem Einsatz für die evidenzbasierte Medizin hat Guyatt zu einem Kulturwandel in der medizinischen Praxis beigetragen. Der Individual Award ist mit 200.000 Euro dotiert.

Institutional Award | Psychological Science Accelerator

Der Psychological Science Accelerator (PSA) leistet seit 2017 einen wichtigen Beitrag zur Demokratisierung und Diversifizierung der psychologischen Forschung. Das Netzwerk setzt auf einen kollaborativen Ansatz (big team science) und bringt dafür Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus mehr als 70 Ländern — von der Doktorandin bis zum Senior Researcher — zu groß angelegten Projekten zusammen. So werden Studien mit Tausenden Teilnehmerinnen aus teilweise mehr als 80 Ländern möglich, die verlässliche und kulturübergreifend relevante Ergebnisse liefern. Der demokratische Ansatz zeigt sich auch bei der Festlegung der Studienthemen: Projektvorschläge werden von den PSA-Mitgliedern gemeinsam geprüft und beschlossen. Aus der Idee des PSA sind bereits mehrere Initiativen der big team science mit jeweils eigenem Fokus innerhalb der Psychologie entstanden, etwa zur Verhaltensforschung. Die Preissumme für den Institutional Award beträgt 200.000 Euro.

Early Career Award | Shortlist
Für die Shortlist der Early-Career-Kategorie hatte die Jury vier Projektvorschläge ausgewählt. Der Early Career Award ist mit 100.000 Euro dotiert.

1. Der Ape Research Index von Elisa Bandini (Universität Tübingen) und Sofia Forss (Universität Zürich) will in Verhaltensexperimenten mit Primaten, die regelmäßig an Studien teilnehmen, den bisher vernachlässigten Trainingseffekt auf die kognitiven Fähigkeiten einbeziehen.

2. Das Open Science Observatory fördert transparente Methoden in der Gesundheitsforschung und plant ein kontinuierliches Monitoring von Transparenzstandards mithilfe von Crowdsourcing und Algorithmen. Das Team besteht aus Tom Hardwicke (University of Amsterdam), Fallon Mody (University of Melbourne), Robert Thibault und Stylianos Serghiou (beide Stanford University).

3. Die Translated Instruments Validation Inititative von Jessica Flake (McGill University) und Nicholas Coles (Stanford University) möchte weltweite psychologische Studien verlässlicher gestalten, indem sie die korrekte Übersetzung in verschiedenste Sprachen mithilfe eines globalen Netzwerks an Forschenden verifiziert.

4. Der TrialsTracker ermöglicht die automatische Prüfung klinischer Studien. Nicholas DeVito (University of Oxford) will mit einer Weiterentwicklung zusätzliche Prüfungen einbeziehen, darunter die Einhaltung bestimmter Vorschriften sowie frühzeitige Warnungen bei Meldepflicht. Forscherinnen erhalten so ein effektives Tool, um die Transparenz ihrer Arbeit zu erhöhen.

Die Einstein Stiftung Berlin ist eine gemeinnützige, unabhängige und wissenschaftsgeleitete Einrichtung, die als Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet wurde. Sie fördert Wissenschaft und Forschung fächer- und institutionenübergreifend in und für Berlin auf internationalem Spitzenniveau – und das seit über zehn Jahren. Rund 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – unter ihnen drei Nobelpreisträger – über 70 Projekte und sieben Einstein-Zentren wurden bislang gefördert. Die Damp Stiftung wurde durch den früheren Haupteigentümer der Klinikgruppe Damp, Dr. Walter Wübben, gegründet. Sie fördert insbesondere die medizinische Forschung und Lehre sowie soziale Projekte. Neben dem Einstein Foundation Award unterstützt die Damp Stiftung auch das Förderformat der Einstein-Profil-Professuren der Einstein Stiftung.