Die „Architektur der Verkörperung“ ist das Forschungsthema von Alex Arteaga. Im Fachbereich Sound Studies der Universität der Künste Berlin untersucht der Klangkünstler und Philosoph den Einfluss einer gebauten Umgebung auf die Verkörperung – also auf den Prozess, in dem Menschen durch Interaktion mit ihrer Umwelt die Welt und zugleich sich selbst als Subjekt hervorbringen. Der vielseitig begabte Spanier studierte in Barcelona und Berlin Musik und Architektur. Im Anschluss promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin im Fach Philosophie.
»Kunst ist Philosophie mit anderen Mitteln«
Was ich tue, ist ästhetische Forschung. Ich bewege mich in einem hybriden Forschungsfeld zwischen Kunst, Philosophie und Architektur. Mir geht es um die Frage, wie Architektur den Prozess beeinflusst, durch den wir die Welt in unserer alltäglichen Erfahrung als sinnvolles Ganzes verstehen. Ich möchte die klassische Dualität zwischen gebauter Umgebung und erlebtem Raum überwinden. Mein Modell schlägt stattdessen ein dynamisches System vor, in dem das Erleben von gebautem Raum als Bedingung für die Entstehung von individuellem und kollektivem Sinn gilt. Das ist zunächst einmal sehr abstrakt, aber ich hoffe durch meine Forschung auch einen Beitrag zur Veränderung der architektonischen Praxis zu leisten. Grundlagenforschung ist für mich ein Mittel, die Welt zu verändern.
Ich erfahre die gebaute Umgebung als zunehmend distanziert und schwer zugänglich für eine bereichernde Interaktion. Das führe ich unter anderem zurück auf Lücken in der Architekturausbildung, die durch eine zweidimensionale und eine ingenieursorientierte Herangehensweise geprägt ist – Architektur als Schaffen von Bildern und Architektur als Konstruktion. Dem möchte ich eine Architektur entgegensetzen, die aus der Raumerfahrung gedacht wird – eine Architektur als Raumkunst. Es braucht eine Neubestimmung und Aufwertung des Subjektiven.
In meiner Arbeit erkunde ich den architektonischen Raum durch ästhetische Feldforschung. Dabei gehe ich nicht von einer gegebenen Realität aus, aus der ich Daten entnehme, die ich später im Büro auswerte, sondern versuche einen ästhetischen Zugang zum Raum zu schaffen, der seine Prozesshaftigkeit offenlegt und ihn nicht als zeitlos erscheinen lässt. Zum Beispiel durch performative Videoaufnahmen von einem Ort, die ich am selben Ort als Installation zeige. Durch diese Verdopplung und mediale Verschiebung ergibt sich ein dynamischer Zugang zum Raum – eine Wahrnehmung der Wahrnehmung des Raums.
Mein Interesse an Wahrnehmung kommt aus meiner künstlerischen Praxis. Wahrnehmung habe ich dabei immer als mein Arbeitsmaterial gesehen. Sie ist das fundamentale Moment der Weltkonstitution, in dem wir die Welt zu neuem Leben erwecken. Künstlerisch zu arbeiten heißt für mich daher nicht, schöne Objekte zu schaffen, sondern einen anderen Zugang zur Welt zu schaffen. Kunst ist Philosophie mit anderen Mitteln.
Video: Mirco Lomoth
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