Winterpost 2023

Liebe Freundinnen und Freunde der Einstein Stiftung Berlin,

die Gesellschaft für deutsche Sprache hat im Dezember das Wort „Krisenmodus“ zum Wort des Jahres gekürt. Sie erklärte dazu, Krisen habe es zwar schon immer gegeben, in diesem Jahr kumulierten sich aber die Krisen und der Ausnahmezustand sei längst ein Dauerzustand geworden. 


Alle Krisen – Pandemie, Angriffskrieg gegen die Ukraine, Energie-, Wirtschafts- oder Klimakrise – waren noch virulent, da bewegt die Welt eine weitere und wirft ihre Schatten auch auf Deutschland: Der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober, bei dem rund 1200 Menschen ermordet und Dutzende gefoltert, verschleppt und seitdem als Geiseln gehalten werden, erschüttert und fordert uns. Die Folgen sind fürchterlich, für die Menschen in Israel und Gaza.


Die Einstein Stiftung Berlin hat keine eigene Expertise, wenn es um den Nahost-Konflikt geht. Sehr wohl aber ist sie – nicht zuletzt durch ihren Namensgeber Albert Einstein – mit Israel und der Region eng verbunden. Einer ihrer wichtigsten Partner, die Hebrew University of Jerusalem, sorgt in Israel mit dafür, dass Wissenschaft, Lehre und Diskurs gelingen und fruchtbar werden können. In diesen schweren Zeiten stehen wir fest an der Seite unserer israelischen Partner und setzen alles daran, diese wertvollen und überaus freundschaftlichen Beziehungen zu pflegen und fortzuführen, auch im Wissen darum, dass es gerade unsere Partner sind, die für eine friedliche Zukunft aller Menschen in Israel und Palästina eintreten. 


Besonders im Krisenmodus brauchen wir Handlungs- und Orientierungsprinzipien. Für die Einstein Stiftung sind dies vorrangig Wissenschaft, Partnerschaft und Mut: Wissenschaft als Rahmen, in welchem Fakten identifiziert und aufgearbeitet, auf deren Grundlage wir wiederum erkenntnis- und entscheidungsfähig werden können. Partnerschaft als Hort der Zusammenarbeit, des Vertrauens und des Austauschs. Mut um deutlich und faktenbasiert Stellung zu beziehen. Zum wissenschaftlichen Ringen um Einsicht, Objektivität und Erkenntnis haben in den Krisen der vergangenen Jahre Forscher und Forscherinnen aus Berlin sichtbar beigetragen, unter ihnen auch Geförderte der Einstein Stiftung. Diesen Stimmen Raum zu verschaffen ist in diesen Zeiten eine ehrenvolle Aufgabe. 


In diesem Zusammenhang steht auch das Engagement der Einstein Stiftung Berlin für die Verbesserung der Qualität von Forschung insgesamt. Es war uns daher eine besondere Freude, im November zum nunmehr dritten Mal die Preisträger und Preisträgerinnen des Einstein Foundation Awards für Promoting Quality in Research in Kooperation mit dem BIH Quest Center for Responsible Research zu verkünden. Sie haben sich in herausragendem Maße um die Qualität von Wissenschaft verdient gemacht – sei es, weil sie neue Themen beleuchten, innovative Methoden nutzen und testen, oder weil sie ihre Daten auf besondere Weise erheben oder teilen. Yves Moreau, einer der vehementesten Verfechter ethischer Standards bei der Nutzung menschlicher DNA-Daten in Zeiten von Künstlicher Intelligenz und Big Data, wird mit dem Individual Award ausgezeichnet.  Der Institutional Award geht in diesem Jahr an die Berkeley Initiative for Transparency in the Social Sciences (BITSS). Sie setzt sich global für robuste, transparente und reproduzierbare sozialwissenschaftliche Forschung ein, indem sie Open-Science-Praktiken etabliert, dafür notwendige Infrastrukturen entwickelt und Metastudien durchführt. Der Early Career Award geht an das Projekt Responsible Research Assessment unter der Leitung von Anne Gärtner von der Technischen Universität Dresden. Das Projekt will neue Kriterien für die Bewertung von Forschungsleistung entwickeln, testen und etablieren, die Qualität statt Quantität in den Vordergrund stellen.


Wissenschaft ist unsere große Leidenschaft. Mit rund 32 Millionen Euro Fördermitteln hat die Stiftung auch im vergangenen Jahr exzellente Wissenschaft in Berlin gefördert. Die ersten Visiting Fellows aus dem neuen Kooperationsprojekt mit der Berlin University Alliance und Oxford in Berlin sowie insgesamt 17 Geförderte aus den Wissenschaftsfreiheitsprogrammen haben ihre Arbeit aufgenommen. Und wir freuen uns, zwei Einstein-(Profil-)Professor:innen, Beate Kampmann und Claire Cunningham, in Berlin begrüßen zu dürfen. Letztere ist übrigens die erste Künstlerin im Rahmen des großzügig von der Damp-Stiftung geförderten Programms!


Damit Wissenschaft maximales Wissen schafft, muss sie mitunter auch mal raus aus dem Labor, dem Seminarraum oder der Hochschule. Ob im Planetarium, der Staatsbibliothek Unter den Linden, dem Journal ALBERT, dem Podcast #AskDifferent oder verschiedenen Podien in der ganzen Stadt: Wir durften ihr im vergangenen Jahr eine Bühne geben. Und wir haben – Sie ahnen es – auch im kommenden Jahr viel vor: Los geht es direkt im Januar. Beim Salon Sophie Charlotte diskutieren wir am 20.01. mit Einstein-Professor Surjo Soekadar, der ehemaligen Einstein Junior Fellow Valentina Forini und Thomas Ramge, Associated Researcher am Einstein Center Digital Future. „Time is relative – lasst uns ewig leben“ – sind Sie dabei? Freuen Sie sich darüber hinaus auf die neue Ausgabe des ALBERT-Journals, in dessen letzten redaktionellen Prozessen wir gerade stecken. Stöbern Sie bis dahin auf unserer brandneuen Website in allen Ausgaben aus den Vorjahren oder erleben Sie multimedial, welche Fragen unsere Geförderten umtreiben. Ein Klick auf die Rubrik „Einblicke“ reicht. Viel Vergnügen! 


Im Lichte der enormen Bedeutung von Partnerschaft gilt auch und besonders in diesem Jahr ein sehr herzlicher Dank all unseren Gremien, in besonderem Maße den in diesem Jahr ausgeschiedenen Mitgliedern Olaf Kübler, Barbara Stollberg-Rilinger, Dagmar Stahlberg, Gert-Martin Greuel und Melanie Bähr sowie der langjährigen Geschäftsführerin der Stiftung, Marion Müller. Wir danken unseren zahlreichen internationalen Gutachtern und Gutachterinnen und der Jury unseres Preises, die sich alle mit größtem Engagement und ehrenamtlich in den Dienst der Stiftung und der Wissenschaft stellen, sowie der Damp Stiftung, die auch in diesem Jahr die Einstein-Profil-Professuren und den Einstein Foundation Award ermöglicht hat. Und auch unseren Partnern und Partnerinnen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft danken wir, die unsere Stiftung und ihre Projekte auf vielfältige Weise nachhaltig unterstützen. Zuletzt aber dürfen natürlich auch all die Berliner Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die mit ihren innovativen Projektideen und Initiativen unsere Programme zum Leben erwecken, nicht vergessen werden: Ihnen allen danken wir herzlich für die sehr erfolgreiche Zusammenarbeit und für ihre außerordentlich wertvollen Beiträge.

 

Wir freuen uns, auch im kommenden Jahr mit Ihnen Wissenschaft und Partnerschaft zu erleben. Ihnen und Ihren Lieben wünschen wir im Namen der gesamten Einstein Stiftung Berlin Gesundheit, schöne Feiertage und eine erholsame freie Zeit und freuen uns auf ein neues erfolgreiches Jahr. Für die Wissenschaft. Für Berlin. Und mit Ihnen! 

 

Ihr Martin Rennert

Vorstandsvorsitzender

 

Ihr Thorsten Wilhelmy

Geschäftsführer