Die Forschung im Bereich der Vascular Composite Allotransplantation (VCA) zielt auf die Verbesserung von Immunsuppressionsprotokollen für VCA-Patienten. Im Vergleich zur Transplantation solider Organe (SOT) tritt bei VCA Empfängern innerhalb des ersten Jahres eine höhere Rate akuter Abstoßungsreaktionen auf, die hauptsächlich die Hautanteile der Transplante betreffen. Um zukünftig VCA-spezifische Immunsuppressionsprotokolle entwickeln zu können, wurde die Immunantwort nach VCA-, Haut- und Herztransplantation in allogenen Mausmodellen vergleichend untersucht.
Dieser Teil der Studie konzentrierte sich auf die Rolle von dendritischen Zellen (DCs), DC1- und DC2 Subpopulationen sowie aller antigenpräsentierenden Zellen (APCs) in der Immunantwort. Darüber hinaus wurden die Rolle von T-Zellen, B-Zellen und NK-Zellen sowie die Genexpression im Gewebe und Zytokinspiegel im Blut organ-spezifisch untersucht. Zwischen den verschiedenen Transplantationstypen zeigten sich signifikante Unterschiede hinsichtlich der Immunantwort und des Transplantat-Outcomes.
Als Hauptursache für den Transplantatverlust im hier verwendeten Mausmodell für die Transplantation hinterer Gliedmaßen wurde eine Gefäßthrombose festgestellt. Daher wurde ein neues Antikoagulationsprotokoll entwickel, welches ein Standard-Antikoagulationprotokoll mit niedermolekularem Heparin (LMWH) kombiniert, welches zu einem verbesserten Transplantatüberleben führte. Die Ergebnisse wurden zur Veröffentlichung im Journal Plastic and Reconstructive Surgery - Global Open angenommen.
Es wurde ein Rattenmodell für die bicornuate Uterustransplantation entwickelt. In diesem Modell wird aktuell der Einfluss seneszenter Zellen mit einem Seneszenz-assoziierten sekretorischen Phänotyp (SASP) auf die Immunantwort und Transplantqualität untersucht. Die Rolle der Menopause und Strategien zur Eliminierung seneszenter Zellen werden evaluiert. Erste Ergebnisse in Kontrolltieren zeigen signifikante Unterschiede in der Anzahl seneszenter Zellen zwischen alten und jungen Tieren.
In Kooperation mit dem Forschungslabor von Prof. Tullius in Boston wurden anhand experimenteller Haut- und Herztransplantationsmodelle alters- und geschlechtsabhängige Auswirkungen auf die Alloimmunität untersucht. Das Transplantatüberleben war bei jungen weiblichen Empfängern eingeschränkt. Gleichzeitig verlängerten Ovarektomien bei jungen weiblichen Mäusen das Transplantatüberleben. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Geschlechtshormone die Immunantwort nach Transplantation signifikant modulieren. Dr. Friederike Martin erhielt eine zweijährige DFG-Förderung, um im Labor von Prof. Tullius geschlechtsabhängige Unterschiede in der Alloimmunität, insbesondere die Auswirkungen von Östrogenspiegeln und Östrogenrezeptor alpha (ERα) auf Immunzellen näher zu untersuchen.
Alle vorbereitenden Schritte für die Etablierung eines klinischen Gebärmuttertransplantationsprogramms an der Charité wurden in einer klinikübergreifenden Kooperation mit Prof. Dr. Jalid Sehouli (Klinik für Gynäkologie, Charité) und Prof. Dr. Mats Brännström (Department of Obstetrics and Gynecology, Sahlgrenska Academy, University of Gotheburg) abgeschlossen. Klinische Kandidatinnen werden zur Zeit untersucht.
Über die aktuelle Förderung hinaus wird sich Prof. Tullius wieterhin für die Etablierung einer “Organ Assessment und Reconditioning Unit” an der Charité engagieren.