Für die Wissenschaft. Für Berlin.

Hans Schreiber

Der Pathologie-Professor zählt zu den renommiertesten Experten im Kampf gegen den Krebs. Nach seinem Studium in Freiburg setzte der Spitzenwissenschaftler seine Karriere in den USA fort, wo er unter anderem an der University of California, Berkeley lehrte. Als Vorsitzender des Komitees für Immunologie an der University of Chicago entwickelte Schreiber eine neuartige Laserscan-Methode, die es erstmals ermöglicht, Krebszellengewebe am lebendigen Organismus zu beobachten. Dadurch können Aufschlüsse über die Funktionsweisen einzelner Krebszellen gewonnen werden.

»Dem Mörder in unserem Körper auf der Spur«

Krebs ist wie ein fremdes Wesen, das sich in unserem Körper einnistet, um uns von innen heraus zu zerstören. Er ist ein äußerst komplexes Gebilde, das viele Genmutationen aufweist. Wir versuchen, uns ein Bild von seiner Persönlichkeit zu machen und seinen genetischen Fingerabdruck als Zielscheibe zu nutzen, um ihn zu zerstören. Das ist fast wie bei der Suche nach einem echten Mörder.

Wir wollen das Immunsystem zur Krebsbekämpfung einsetzen. Viele denken, dass das Immunsystem nichts mehr ausrichten kann, wenn der Krebs erst einmal ausgebrochen ist. Aber auch wenn ein gesundes Immunsystem den Ausbruch nicht verhindert hat, kann es helfen, die Krankheit zu bekämpfen. Unsere Hypothese lautet, dass die T-Zellen, die Immunzellen unseres Körpers, Krebszellen vernichten können – ein sehr eleganter und logischer Ansatz. Den Immunzellen gelingt es nicht, das Krebswachstum zu verhindern, weil sie darauf programmiert werden, die Tumorzellen für körpereigene Zellen zu halten – mit katastrophalen Folgen für den Patienten.

Wir entfernen die sogenannten T-Zellen-Rezeptoren dieser erfolglosen Immunzellen, klonen sie und modifizieren damit noch unverbrauchte Immunzellen, damit die den Krebs „erkennen“ und angreifen können. Das ist wie bei einer Bohrmaschine, wenn der Motor defekt ist, aber der richtige Bohrer draufsitzt: Wir stecken ihn in eines der vielen funktionstüchtigen Geräte, die im Körper noch vorhanden sind.

Bei Tierversuchen haben wir auf diesem Wege schon dramatische Heilungserfolge erzielen können. Der Krebs ist quasi zerfallen. Ich bin zuversichtlich, dass diese Methode auch bei Menschen erfolgreich sein wird. Im Moment versuchen wir, patientenspezifisch und krebsspezifisch Mutationen zu identifizieren, die vom Immunsystem angegriffen werden können. So wird eine sehr individuelle Therapie möglich.

Meine Mutter und einige meiner besten Freunde sind an Krebs gestorben. Die meisten Menschen sind kerngesund, wenn dieser Einbrecher in ihren Körper eindringt, um sie mitten aus dem Leben zu reißen. Ich will unbedingt herausfinden, wie man ihn daran hindern kann.

In meinem Alter setzen sich viele zur Ruhe, aber für mich kommt das nicht in Frage. Ich freue mich jeden Tag, wenn ich mein Labor betrete. Forschung ist ein Lebensziel für mich, die ungelösten Fragen treiben mich an. Gemeinsam mit meiner Frau führe ich innovative Experimente durch. Ich finde es wichtig, immer wieder Neues entdecken zu wollen, auch noch im höheren Alter.

Projektbeschreibung

Die Ursache von Krebs liegt in genetischen Mutationen, die bösartige Zellen benutzen, um den Kontrollen des gesunden Körpers zu entkommen.

In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern in Berlin haben wir herausgefunden, dass die Infusion krebsspezifischer T-Zellen sehr weit fortgeschrittene, bösartige Tumoren in Mäusen heilen kann. Die direkte Beobachtung des Zerstörungsvorganges mithilfe des sogenannten „in vivo optical imaging" zeigt die Zerstörung der Tumorvaskulatur durch die T-Zellen als Mechanismus. Diese T-Zellen erkennen krebs-spezifische Mutationen, welche die Ursache von Krebs sind. Wir sind zur Zeit dabei, unsere Erkenntnisse auf die Therapie von Krebs bei Menschen zu übertragen." 


Video: Mirco Lomoth
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