Die Volkswirtschaftslehre verbindet wie kaum ein anderes Fach eine disziplinäre Strenge mit Anwendungsbezügen, die unmittelbarer politikrelevant sind. Forschungsgebiete wie Arbeitsmarktforschung, Geldpolitik, Regulierungstheorie und Steuerlehre basieren auf einer gemeinsamen theoretischen und empirischen Methodik. Hinzu kommen zahlreiche betriebswirtschaftliche Gebiete, die methodisch ebenfalls eng verwandt sind und das wirtschaftliche Leben auf der Unternehmensseite erforschen. Die Wirtschaftswissenschaften interagieren dabei stets mit politischen Diskussionspartnern und der Öffentlichkeit. Gerade in Berlin, der Hauptstadt der größten Volkswirtschaft Europas, ist eine hochqualitative Ausbildung in den Wirtschaftswissenschaften von besonderer Bedeutung.
Die volkswirtschaftliche Methodik hat sich inzwischen weit fortentwickelt. Das Fach hat einen hohen Grad der mathematischen Formalisierung erreicht und umfasst zahlreiche neuere Spezialgebiete wie Economics of Education oder Behavioral Economics, die man erst durch die Entwicklung neuerer Methoden überhaupt als Teilgebiete der Wirtschaftswissenschaften ansieht. Für eine einzelne Fakultät ist es kaum durchführbar, ihre Nachwuchswissenschaftler:innen im Alleingang an die aktuelle Forschung heranzuführen. Vor diesem Hintergrund entschieden FU Berlin, HU zu Berlin, TU Berlin, Universität Potsdam, ESMT Berlin, Hertie School und das WZB Berlin, im September 2019 die Berlin School of Economics (BSoE) zu gründen – eine in ihrem Umfang und ihrer Größe europaweit einzigartige Kooperation. Die BSoE bietet basierend auf ihren beiden erfolgreichen Vorgängerprogrammen Berlin Doctoral Program in Economics and Management Sciences (BDPEMS, gegründet 2003) und Berlin Economics Research Associates (BERA, gegründet 2016) strukturierte Programme für Promovierende sowie Postdocs und Juniorprofessor:innen in den Wirtschaftswissenschaft in Berlin und Brandenburg an. Die BSoE-Partnerinstitutionen vertiefen dadurch ihre langfristig angelegte Zusammenarbeit und treten nach außen mit einem weithin sichtbaren Nachwuchskonzept auf.
Das Promotionsprogramm bildet das Kernstück der BSoE. Neue BSoE-Promovierende werden in einem strukturierten Auswahlprozess international rekrutiert. Wie in Promotionsprogrammen in den Wirtschaftswissenschaften üblich, durchlaufen alle BSoE-Promovierenden zu Beginn ihrer Programmmitgliedschaft ein umfangreiches Kursprogramm, das inhaltliche und methodische Grundlagen umfasst. Gleichzeitig dient diese Kursphase auch der Orientierung über das Promotionsthema und der Suche nach geeigneter Betreuung durch die BSoE Faculty, die aus über 70 Forscher:innen der beteiligten Institutionen besteht. Um die in der Kursphase nötige Freiheit zu gewährleisten, werden die Promovierenden in dieser Programmphase durch ein Stipendium finanziert. In der anschließenden Forschungsphase wechseln die Promovierenden in der Regel auf eine Anstellung als wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in. Den Abschluss der Programmmitgliedschaft bildet neben der Promotion eine umfangreiche Vorbereitung auf den internationalen Job Market, auf dem BSoE-Alumni regelmäßig sehr gute Placements erzielen können. Neben der Größe des BSoE-Netzwerkes sind die drei (kleineren) betriebswirtschaftlichen Tracks in Accounting, Finance und Management ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Promotionsprogramms der BSoE.
Durch die Förderung der BSoE mit dem Einstein-Doktorandenprogramm-Preis vom 01.10.2020 bis zum 30.09.2023 konnten elf Promovierende der BSoE mit einem Stipendium für je ein Jahr gefördert werden. Außerdem ermöglichte es die Förderung, international renommierte Wissenschaftler:innen zu Blockkursen und Vorträgen nach Berlin einzuladen und die an der HU Berlin angesiedelte BSoE-Geschäftsstelle personell zu verstärken. Alle aus den Mitteln des Einstein-Doktorandenprogramm-Preises umgesetzten Maßnahmen werden auch nach Ende der Förderung aus eigenen Mitteln der BSoE-Partnerinstitutionen fortgeführt. Der EinsteinDoktorandenprogramm-Preis trug so substanziell zur Förderung von Promovierenden und zur Etablierung einer verstetigten Struktur bei. Sie verstärkte dadurch die Strahlkraft des Wissenschaftsstandorts Berlin.