Das Einstein-Zentrum für Regenerative Therapien (ECRT) wurde 2017 gegründet, um den Ideenpool der Berliner Forscherinnen und Forscher zu bündeln, die sich mit den unterschiedlichsten Aspekten von Regenerationsmechanismen und der Heilung von Krankheiten durch die Verstärkung körpereigener Regenerationskräfte befassen. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verfolgten das Ziel, die Versorgung von Patentinnen und Patienten zu verbessern, deren körpereigene Heilungsprozesse beeinträchtigt sind. Dazu gehören unter anderem Personen mit Immunabwehrschwäche, Diabetiker oder ältere Menschen, die wegen Verletzungen oder Erkrankungen des Bewegungsapparats, des Herzkreislauf- oder Immunsystems behandelt werden müssen.
Um gezielt geeignete Therapien entwickeln zu können, müssen zunächst die veränderten Heilungsprozesse verstanden werden. In einem Wettbewerb um die besten Ansätze wurden daher sogenannte Einstein Kick-Boxen vergeben, um insbesondere jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Gelegenheit zu geben, eigene Forschungsideen zu entwickeln. Erfolgreiche Anträge erhielten eine kleine finanzielle Starthilfe, um in Kurzstudien diese Ideen zu überprüfen. Bei vielversprechenden Ergebnissen erhielten die jungen Forschungsteams die Möglichkeit weitere Forschungsgelder zu beantragen, um ihre Forschung in größerem Umfang fortzusetzten und weiter auszugestalten.
Die Unterstützung der Einstein Stiftung ermöglichte u. a. die Weiterentwicklung und Verfeinerung von adoptiven Immunzelltherapien für verschiedene medizinische Herausforderungen wie Viren, Krebs und Transplantation. Bei der adoptiven Zelltherapie werden Immunzellen außerhalb des Körpers mit neuen, erwünschten immunologischen Eigenschaften versehen. Die Forschung umfasste die Entwicklung von sogenannten regulatorischen und antigenspezifischen Immunzellprodukten der nächsten Generation sowie die Verbesserung der Wirksamkeit von Immunzellen bei soliden Tumoren. Darüber hinaus waren die Erforschung von Technologien wie CRISPR-Cas, einer programmierbaren Gen-Schere, zur Veränderung von Immunzellen und die Untersuchung damit verbundener Probleme integrale Bestandteile dieser Arbeiten.
Knochenheilung war ein weiteres wichtiges Forschungsgebiet im Einstein-Zentrum. Es hat sich gezeigt, dass bei Osteoporose nicht nur Knochen an Dichte verliert, sondern auch die Gefäße und Muskeln betroffen sind. Die Arbeiten gaben auch einen Aufschluss darüber, dass der Tag-Nacht-Rhythmus einen Einfluss auf die zellulären Funktionen hat, die sogar die Knochenheilung beeinflussen können. Dies ist besonders für Beschäftigte mit Schichtarbeit, wie z. B. Krankenhauspersonal von Bedeutung, denn die Knochenqualität kann sich verschlechtern, wenn der Tag-Nacht-Rhythmus durch die Arbeit gestört wird. Außerdem wurde gezeigt, dass Empfänger einer Stammzelltransplantation zunächst mit einem Rückgang ihrer Knochenqualität rechnen müssen, die auf eine veränderte Immunzellzusammensetzung zurückzuführen ist. Erstaunlicherweise reguliert unser Immunsystem nämlich auch unsere Knochen. Zum Glück zeigen die Daten aber auch, dass sich diese negativen Auswirkungen nach der Stammzelltransplantation mit der Zeit wieder erholen.
Ein wichtiges Ziel des Einstein-Zentrums war es auch, die Grundlagenforschung im Bereich der Stammzellforschung weiter zu stärken. Daher wurde im Rahmen des ECRT die Einstein-Profil-Professur für Stammzellforschung ins Leben gerufen. Professor Ludovic Vallier, der zuvor an der Universität Cambridge, UK, forschte, folgte dem Ruf des Berlin Institute of Health an der Charité (BIH) auf die W3 Einstein-Profil-Professur für Stammzellen bei Regenerativen Therapien. Vallier ist Experte für pluripotente Stammzellen und Organoide. Aus diesen vielseitigen Zellen züchtet er Leberzellen, um an ihnen zu studieren, wie sich die Leber und ihre Krankheiten entwickeln. Ebenfalls plant er, sie als Ersatzgewebe für Patientinnen und Patienten mit Leberversagen zu verwenden. Für Berlin hat er sich vorgenommen, die Produktion der Organoide zu optimieren, damit sie sowohl in der Qualität als auch in der Menge für eine klinische Studie ausreichen.