Weihnachtspost 2022

Liebe Freundinnen und Freunde der Einstein Stiftung Berlin, 


während wir vorsichtig aufatmen und uns nach entbehrungsreichen Pandemiejahren langsam wieder persönlich treffen, warten schon die nächsten großen Herausforderungen. Der beispiellose Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat katastrophale Auswirkungen für die Menschen in der Region. Auch global stellt er in vielen Bereichen bisher Sichergeglaubtes in Frage. Und auch altbekannte Herausforderungen – wie der Klimawandel und die Energiewende – wollen und müssen weiterhin bewältigt werden.


In Zeiten gleichzeitiger Krisen ist es besonders die Wissenschaft, die fundiert Lösungen findet, diskutiert und erprobt. Die Förderung von exzellenter Wissenschaft in Berlin ist die Aufgabe der Einstein Stiftung. In diesem Jahr konnten wir Anfang Dezember zum zweiten Mal den Einstein Foundation Award for Promoting Quality in Research verleihen und Projekte und Forschende auszeichnen, die sich in besonderem Maße um die Forschungsqualität verdient machen. Die drei Preisträger Gordon Guyatt, der Psychological Science Accelerator und das Forschungsprojekt Ape Research Index, tragen jeweils mit sehr unterschiedlichen Ansätzen zu einer fundierteren Wissenschaftspraxis bei – vom Finden der Fragestellung über die konkrete Forschung bis zur Anwendung, die aus den Ergebnissen folgt. 

Gordon Guyatt ist ein Vordenker der evidenzbasierten Medizin und gehört zu den einflussreichsten Medizinforschern. Er hat Qualitätsstandards für alle Bereiche der klinischen Forschung entwickelt, die heute weltweit eingesetzt werden. Er erhielt den Individual Award 2022. Der Institutional Award ging an den Psychological Science Accelerator (PSA) und  damit an ein Netzwerk aus 1.400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in 71 Ländern, die gemeinsam Qualität in der psychologischen Forschung voranbringen wollen. Der PSA setzt sich für international vernetztes Forschen in großen Teams (big team science) ein, um Forschungsergebnisse in der Psychologie replizierbar und kulturübergreifend relevant zu gestalten. Den Early Career Award erhielt das Forschungsprojekt Ape Research Index von Elisa Bandini (Universität Tübingen) und Sofia Forss (Universität Zürich). Die Forscherinnen wollen in Verhaltensexperimenten mit Primaten, die regelmäßig an Studien teilnehmen, den bisher vernachlässigten Trainingseffekt auf die kognitiven Fähigkeiten einbeziehen. 

Im vergangenen Jahr hat die Stiftung zudem exzellente Wissenschaft in Berlin mit Fördermitteln von knapp 25 Millionen Euro gefördert. Die Einstein-(Profil)-Professoren Kathrin Zippel und Ludovic Vallier haben ihre Stellen ebenso angetreten wie Einstein-Professor Stefan Hecht. Neben der Verlängerung des Einstein Centers Digital Future lag der Schwerpunkt der Bewilligungen im Programm Wissenschaftsfreiheit. Denn Wissenschaft kann ihrer zentralen gesellschaftlichen Rolle nur gerecht werden, wenn sie Themen frei wählen und diskutieren darf. In der neuen Laufzeit fördern wir ab 2023 mit knapp vier Millionen Euro Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die in ihren Heimatländern in ihrer Forschung oder in ihrem Leben bedroht sind. Erstmals befinden sich im kommenden Jahr Forschende aus Russland und der Ukraine unter den Geförderten.

Dass Wissenschaft komplex, aber keinesfalls langweilig ist, möchten wir mit unseren verschiedenen Kommunikationsformaten zeigen. In unserer neuesten Ausgabe des Podcastreihe #AskDifferent werfen wir einen Blick zurück auf den Einstein Foundation Award 2021. Hier blickt Paul Ginsparg, Godfather of Open Science Publishing und Gewinner des Individual Award im letzten Jahr, zurück auf die Beginne von arXiv.org und wie es wissenschaftliche Veröffentlichungsprozesse nachhaltig beeinflusst. Darüber hinaus bietet unser „Albert“ eine spannende Lektüre für die freien Tage. Das neue Heft zum Thema Immunologie ist im Erscheinen – wir schicken es Ihnen gerne im neuen Jahr zu! Schmökern Sie bis dahin aber auch in den früheren Ausgaben, die mit Themen von der Demokratieforschung (Nr. 7) über die grüne Energiegewinnung mithilfe von Katalyseforschung (Nr. 6) bis zur Digitalen Zukunft (Nr. 5) relevanter kaum sein könnten.

Auch im neuen Jahr wird es mit der Einstein Stiftung gewohnt spannend und unterhaltsam! In der ersten Ausgabe von „Einstein in the Dome“ fragen sich der ehemalige Einstein International Postdoctoral Fellow Riccardo Urso und Nachwuchsgruppenleiter Andreas Elsässer am 25. Januar 2023, ob es Leben im All gibt und nehmen uns auf der großen Leinwand im Zeiss-Planetarium persönlich mit in ihre Forschung. Und im Februar freuen wir uns auf eine Diskussion der besonderen Art: Im Kontext der Ausstellung „Abenteuer am Nil“ im Neuen Museum wollen wir am 28. Februar mit Ihnen der Frage nachgehen, welches Ägyptenbild die Anfänge der Ägyptologie prägten – und welche Auswirkungen dies noch heute auf uns und die Forschung hat (weitere Informationen hierzu folgen im neuen Jahr). 

Herausforderungen meistern wir nur durch gemeinsame Kraftanstrengungen – in der Gesellschaft, der Wissenschaft und in der Stiftung. Ein sehr herzlicher Dank gilt daher all unseren Gremien, in besonderem Maße den in diesem Jahr ausgeschiedenen Mitgliedern Ursula-Friederike Habenicht, Martina Brockmeier, Raed Saleh und Tobias Schulze. Darüber hinaus danken wir unseren zahlreichen internationalen Gutachterinnen und Gutachtern und unserer Preisjury, die sich unermüdlich und ehrenamtlich in den Dienst der Stiftung stellen, der Damp Stiftung, die auch in 2022 Einstein-Profil-Professuren und den Einstein Foundation Award ermöglicht hat, den Partnern und Partnerinnen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die unsere Stiftung und ihre Projekte auf vielfältige Weise unterstützen, und natürlich den Berliner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die mit ihren innovativen Projektideen und Initiativen unsere Programme zum Leben erwecken.

Es war uns eine große Freude, Sie im vergangenen Jahr persönlich wiedergesehen und besondere Momente mit Ihnen geteilt zu haben. Ihnen und Ihrer Familie wünschen wir im Namen der gesamten Einstein Stiftung Berlin Gesundheit, schöne Feiertage und eine erholsame freie Zeit und freuen uns auf ein neues erfolgreiches Jahr!

 

Ihr Martin Rennert

Vorstandsvorsitzender

 

Ihre Marion Müller

Geschäftsführerin