01.04.2025
Malek Bajbouj ist Einstein-Professor und neuer Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Professor Malek Bajbouj hat zum 1. April die Leitung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Charité Mitte der Charité – Universitätsmedizin Berlin übernommen und wird ab sofort als Einstein-Professor gefördert. Hierfür erhält die Charité – Universitätsmedizin über einen Zeitraum von zwei Jahren rund 580.000 Euro von der Einstein Stiftung Berlin. Ebenso wird Professor Bajbouj Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus und ist dort auch für Forschung und Lehre verantwortlich.
Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie gehören zu den Schwerpunkten von Professor Bajbouj vor allem Prävention, Digitalisierung, Präzisionsmedizin und globale Gesundheit. Sein besonderes Interesse, so Bajbouj, liege auf dem Thema Prävention: „Mentale Erkrankungen gehören zu den großen Volkskrankheiten. Stand jetzt sterben Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen acht Jahre früher als der Durchschnitt der Allgemeinbevölkerung. Die Klinik, in die ich komme, hat bereits jetzt exzellente Teams, die spannende Interventionen erproben und moderne Versorgungsformen etablieren. Gemeinsam mit ihnen möchte ich einen klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkt entwickeln, der die Prävention mentaler Erkrankungen ins Zentrum stellt“.
Zur Präzisionsmedizin, die Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften und der Versorgungsforschung zusammen denkt, erläutert der neue Einstein-Professor: „Ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit wird sein, neurobiologisch informierte Verfahren und niedrigschwellige Versorgungssysteme zu verknüpfen, um präzisere Behandlungen von möglichst vielen Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen zu erlauben.“ Im Zentrum steht für ihn dabei das Thema der globalen Gesundheit: „Krisen und Unsicherheiten bestimmen die Zeit, in der wir leben. Dies wirkt sich in Deutschland und auf der Welt unmittelbar auf die psychische Gesundheit aus. Ich möchte, dass wir in unseren zahlreichen internationalen Projekten einen echten bidirektionalen Wissensaustausch leben. Nur mit einem solchen Austausch können wir unser Gesundheitssystem innovativ, gerecht und krisenfest machen“.
Die Ausweitung digitaler und KI-basierter Gesundheitslösungen ist dem Psychiater ebenfalls ein großes Anliegen: „Die Art, mit der wir Medizin noch immer überwiegend analog anbieten, deckt sich immer weniger mit den Erwartungen und Gewohnheiten unserer Patientinnen und Patienten. In der Klinik für Psychiatrie möchte ich daher gemeinsam mit öffentlichen und privaten Partnern digitale Angebote ausbauen, mit denen Gesundheitskompetenzen gestärkt, präventive Ansätze gefördert und therapeutische Angebote niedrigschwellig und breitflächig angeboten werden. Dabei ist mir besonders wichtig, dass diese Angebote auch mit und für Patientinnen und Patienten mit schweren und chronischen Erkrankungen entwickelt werden.“
Darüber hinaus wird Professor Bajbouj moderne Arbeitsformen entwickeln: „Psychische Erkrankungen sind in Deutschland für 16 Prozent aller Krankheitstage verantwortlich. Ich finde es daher selbstverständlich, dass wir uns in einer Universitätsklinik für Psychiatrie überlegen, wie wir eine gesunde Arbeitswelt gestalten. Wir werden daher über disziplinäre und professionelle Grenzen hinweg Modelle für neue Arbeitsformen, agile Strukturen und Mechanismen für geschützte Zeiten entwerfen und etablieren. Dazu ist es aus meiner Sicht zentral, dass junge Mitarbeitende viel häufiger und viel früher in klinischen und wissenschaftlichen Projekten Freiräume bekommen und mit Leitungsaufgaben betraut werden.“
Durch die Förderung einer Einstein-Professur unterstützt die Einstein Stiftung die Berliner Universitäten und die Charité in ihren Berufungs- oder Bleibeverhandlungen, wenn das Angebot der jeweiligen Einrichtung aus eigenen Mitteln nicht ausreicht. Auf Antrag können deren Angebote verstärkt werden, um so den Ausschlag zu geben, dass Spitzenwissenschaftler:innen nach Berlin kommen oder in Berlin verbleiben.
Die Einstein Stiftung Berlin ist eine gemeinnützige, unabhängige und wissenschaftsgeleitete Einrichtung, die 2009 als Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet wurde. Sie fördert Wissenschaft und Forschung fächer- und institutionenübergreifend in und für Berlin auf internationalem Spitzenniveau. Rund 240 Wissenschaftler:innen – unter ihnen drei Nobelpreisträger –, über 70 Projekte und acht Einstein-Zentren wurden bislang gefördert.
Für die Wissenschaft. Für Berlin.