Können uns digitale Technologien helfen, im Alter besser zu leben?
Antwort von Thomas Schildhauer
Lebensqualität im Alter bedeutet, körperlich und geistig fit sowie selbstbestimmt im gewohnten sozialen Umfeld zu leben. Digitale Technologien können das fördern, indem sie präventiv eingesetzt werden. Wenn jemand zunehmend wackelig geht, kann zum Beispiel die Auswertung von Bewegungsdaten vor kritischen Zuständen warnen und Stürze vermeiden helfen. Bei Diabetes können digitale Systeme das Ernährungs- und Bewegungsverhalten unterstützen, um möglichst lange ohne Spritzen auszukommen.
Neben präventiven digitalen Lösungen gibt es Entwicklungen wie Pflegeroboter, die bereits getestet werden, um das Pflegepersonal zu entlasten. Ihr Einsatz zeigt viel Potenzial, aber auch Herausforderungen im Alltag: Was, wenn so ein 120-Kilo-Gerät umkippt? Wir sehen auch, dass die anfängliche Begeisterung bei den zu betreuenden Personen nachlässt, wenn solche Systeme nicht kontinuierlich neue Impulse bieten. Akzeptanz und Schulung der Pflegenden sind ebenfalls entscheidend.
Grundsätzlich ist die Benutzerfreundlichkeit aller Systeme wichtig, damit Menschen ohne technisches Vorwissen oder Affinität gut damit zurechtkommen. Wir sagen daher, dass wir die Technik „liebevoll“, also im persönlichen Kontakt, zu den Menschen bringen möchten, und wollen dafür Wege wie Schulungen in Apotheken testen.
Ein weiteres Ziel muss sein, dass die Lösungen für alle zugänglich sind. Dafür sind neben einer interdisziplinären Forschung auch geänderte soziale und politische Rahmenbedingungen entscheidend. Viele dieser Technologien existieren bereits, etwa in den USA. Wir arbeiten daran, dass sie auch in Deutschland marktfähig und mit Unterstützung der Krankenkassen sowie durch Masseneffekte für alle erschwinglich werden.
Experte
Thomas Schildhauer ist Professor am Lehrstuhl für Electronic Business an der Universität der Künste und Forschungs- und Gründungsdirektor des Alexander von Humboldt Instituts für Internet und Gesellschaft. Am Einstein-Zentrum Digitale Zukunft hat er das Digital Urban Center for Aging & Health initiiert, zudem ist er Sprecher des Einstein-Zirkels „Longevity – Healthy Aging Assisted by Digital Technologies“.
März 2025