Wenn Proteine sich die Hand geben
Die Forschungsgruppe rund um Einstein-Professor Juri Rappsilber nimmt eines der leistungsfähigsten Massenspektrometer Berlins in Betrieb.
Proteine sind die Bausteine des Lebens. Sie sind aber auch verantwortlich für Krankheiten. Bei der Untersuchung von Proteinen werden diese in ihre Bestandteile zerlegt und die Bruchstücke mittels Massenspektrometer gemessen. Um die Funktionen von Proteinen zu verstehen, müssen auch ihre Beziehungen untereinander analysiert werden. Mit der gegenwärtigen Technologie war dies bislang jedoch sehr aufwendig.
Das von der Arbeitsgruppe von Einstein-Professor Juri Rappsilber entwickelte Verfahren hat hierbei einen entscheidenden Durchbruch geschafft. Benachbarte Punkte in einem Protein oder in zwei interagierenden Proteinen werden zunächst chemisch miteinander verbunden. Spuren der dreidimensionalen Struktur und der Interaktionen bleiben damit auch in den Bruchstücken erhalten, welche im Massenspektrometer untersucht werden können. So kann man erkennen, ob sich zwei Proteine quasi die linke oder die rechte Hand geben.
Die Analysemethode gilt mittlerweile als weltweit führend bei der Nachbarschaftsbestimmung von Proteinen. Ganze Proteinnetzwerke können hierdurch im Detail beschrieben und ihre Veränderungen verfolgt werden. Dies ist bei der Erforschung von Krankheiten bedeutsam. Viele Erkrankungen lassen sich an falschen Strukturen und Interaktionen von Proteinen festmachen. Um den richtigen Ansatz für neue Medikamente zu finden, hilft es, diese Fehler zu kennen. Das neue Messzentrum wird bei den Weiterentwicklungen eine entscheidende Rolle spielen und die Technologie in Berlin zum breiten Einsatz bringen.
Unterstützt wird die Forschungsgruppe von Juri Rappsilber durch den Robotiker, Informatiker und Humboldt-Professor Oliver Brock, den Chemiker Ned Budisa und für die nächsten drei Jahre zusätzlich durch die international renommierte Strukturbiologin Angela Gronenborn aus den USA, die als Einstein Visiting Fellow gefördert wird.
Juri Rappsilber
Juri Rappsilber erlangte mit seiner Forschung im Bereich der Massenspektrometrie eine international führende Rolle im Bereich der Bioanalytik. 2010 nahm er eine Professur an der Universität von Edinburgh an.
Als Einstein-Professor kehrte er ein Jahr später an die Technische Universität Berlin zurück, an der er 1995 sein Diplom in Chemie erwarb.