
⧫ 3800 v. Chr.
Anhand von archäologischen Funden (Tonscherben) lässt sich eine frühe Volkszählung in Babylon belegen.
● Um 350 v. Chr.
Der Athener Philosoph Platon nennt als ideale Größe einer Stadt (Polis) 5040 Menschen. Um diese Größe konstant zu halten, schlägt er vor, dass „überzählige“ Söhne die Polis zu verlassen hätten.
● 2. Jh. v. Chr.
Der griechische Historiker Polybios beklagt, dass in Griechenland zu wenige Kinder geboren werden, „weil die Menschen der Großmannssucht, der Habgier und dem Leichtsinn verfallen sind“.
⧫ 443 v. Chr.
Im Römischen Reich wird das Amt des censors geschaffen, der auf dem Marsfeld in Rom seinen Sitz hat. Er erhebt in unregelmäßigen Abständen den Reichszensus mit Daten zu den Einkünften der römischen Bürger.
⧫ 1066
König Wilhelm I. soll nach der Eroberung Englands eine Volkszählung in Auftrag gegeben haben, die im „Domesday Book“ veröffentlicht wurde.
⧫ 1347
Die Pest erreicht Europa. Bis 1350 sterben geschätzt 25 Millionen Menschen an dem Bakterium Yersinia pestis – und damit ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung.
● 1377
Der nordafrikanische Philosoph Ibn Chaldoun beschäftigt sich kritisch mit den negativen Folgen der Urbanisierung. In seinem Werk „Muqaddimah“ empfiehlt er unter anderem, Städte weniger dicht zu bebauen und mehr Grünflächen einzuplanen, um die Gesundheit der Stadtbevölkerung zu verbessernus erlässt das Gesetz Lex Papia Poppaea, das auf dem 18 v. Chr. veröffentlichten Gesetz lex Iulia de maritandis ordinibus aufbaut, um die Geburtenrate im Römischen Reich zu erhöhen. Beide Gesetze benachteiligen Kinderlose unter anderem bei der Ämtervergabe und im Erbrecht.
⧫ 1427
Aufgrund der Erhebung von direkten Steuern werden in italienischen Stadtstaaten Zensen durchgeführt. Die Catasto von Florenz zählt 60.000 Haushalte und 260.000 Bewohner:innen.
⧫ 1449
Kaiser Augustus erlässt das Gesetz Lex Papia Poppaea, das auf dem 18 v. Chr. veröffentlichten Gesetz lex Iulia de maritandis ordinibus aufbaut, um die Geburtenrate im Römischen Reich zu erhöhen. Beide Gesetze benachteiligen Kinderlose unter anderem bei der Ämtervergabe und im Erbrecht.
⧫ 1618 – 1648
Der Dreißigjährige Krieg führt zu einem geschätzten Rückgang der Bevölkerung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation um gut ein Drittel von 16,5 auf 10,5 Millionen. Auf dem Landging die Bevölkerung zum Teil um 40 Prozent zurück.
● 27. Februar 1662
John Graunt stellt die Vorläufer der Sterbetafel bei der Royal Academy vor. Das Ereignis wird heute als Geburtsstunde der Demografie gewertet. Graunt entwickelt gemeinsam mit dem Ökonomen und Begründer der politischen Arithmetik William Petty grundlegende Statistik und Zensusmethoden, die die Demografie prägen.
● 1689
Der Breslauer Pfarrer und Kircheninspektor Kaspar Neumann schickt sein Werk „Reflexiones über Leben und Tod bei denen in Breslau Geborenen und Gestorbenen“ an Gottfried Wilhelm Leibniz. Darin analysiert er statistische Daten aus Kirchenbüchern, um Gesetzmäßigkeiten abzuleiten und Gottes Wirksamkeit zu belegen.
⧫ 1740
Der preußische König Friedrich II. gibt zu Protokoll: „Die Macht eines Staates besteht nicht in der Ausdehnung des Landes, sondern in dem Reichtum und in der Zahl seiner Bewohner.“
● 1741
In Berlin erscheint „Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts“ von Johann Peter Süßmilch, der heute als Begründer der deutschen Demografie gilt. Wie sein Vorgänger Kaspar Neumann, auf den er sich beruft, zielt Süßmilch darauf ab, Gottes Wirken per Statistik zu belegen.
● 1756
Der nordafrikanische Philosoph Ibn Chaldoun beschäftigt sich kritisch mit den negativen Folgen der Urbanisierung. In seinem Werk „Muqaddimah“ empfiehlt er unter anderem, Städte weniger dicht zu bebauen und mehr Grünflächen einzuplanen, um die Gesundheit der Stadtbevölkerung zu verbessernus erlässt das Gesetz Lex Papia Poppaea, das auf dem 18 v. Chr. veröffentlichten Gesetz lex Iulia de maritandis ordinibus aufbaut, um die Geburtenrate im Römischen Reich zu erhöhen. Beide Gesetze benachteiligen Kinderlose unter anderem bei der Ämtervergabe und im Erbrecht.
● 1767
Leonhard Euler ersinnt die Grundlagen der von Alfred Lotka später weiterentwickelten Euler-Lotka-Gleichung zur Populationsdynamik. Gemeinsam mit Johann Peter Süßmilch stellt Euler Berechnungen zur Lebenserwartung an.
● 1767
Leonhard Euler ersinnt die Grundlagen der von Alfred Lotka später weiterentwickelten Euler-Lotka-Gleichung zur Populationsdynamik. Gemeinsam mit Johann Peter Süßmilch stellt Euler Berechnungen zur Lebenserwartung an.
● 1798
Der britische Nationalökonom Thomas Robert Malthus veröffentlicht sein einflussreiches Werk „Bevölkerungsgesetz“ („An Essay on the Principle of Population“), das 1803 in erweiterter Ausgabe als „Principle of Population“ erscheint. Darin warnt er vor den negativen Folgen eines ungebremsten Bevölkerungswachstums bei begrenztem Nahrungsmittelpotenzial und spricht sich gegen Armenhilfe aus.
■ 1805
Das Königlich Preußische Statistische Bureau nimmt seine Tätigkeit in Berlin auf. Nach der Gründung des Deutschen Reiches setzt das zentrale Kaiserliche Statistische Amt diese Arbeit ab 1872 fort.
⧫ 3. Dezember 1834
In den Staaten, die sich im Deutschen Zollverein zusammengeschlossen haben, findet die erste Volkszählung statt: 23,4 Millionen Menschen leben auf dem Gebiet des Zollvereins. Bis 1867 werden alle drei Jahre Volkszählungen durchgeführt.
● 1855
Der belgische Statistiker Achille Guillard führt die Bezeichnung Demografie mit seinem Werk „Éléments de statistique humaine, ou démographie comparée“ ein.
⧫ 1. Dezember 1871
Im Deutschen Reich findet die erste Volkszählung statt. Sie ergibt, dass rund 41 Millionen Menschen im Kaiserreich leben. 1910 sind es bereits 64,9 Millionen. Die Geburtenziffer liegt 1910 bei 4,17 Kindern pro Frau. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt für männliche Neugeborene bei 35,6 Jahren, für weibliche bei 38,5 Jahren.
■ 1872
Vom Internationalen Statistischen Kongress in Sankt Peterburg geht die Empfehlung aus, alle zehn Jahre Volkszählungen mit festgelegten Fragen zu Personendaten durchzuführen.
● 1873
Der Mediziner und Anthropologe Louis-Adolphe Bertillon umreißt das Wissenschaftsgebiet der Demografie in der Zeitschrift La Philosophie Positive.
⧫ 1918
In den letzten Monaten des Ersten Weltkriegs kommt mit amerikanischen Truppen die Spanische Grippe nach Europa, weltweit sterben mindestens 25 Millionen Menschen an dem Virus, im Deutschen Reich etwa 260.000.
● 1934
Der Chemiker und Mathematiker Alfred Lotka veröffentlicht den ersten Teil seiner Theorie des Bevölkerungsgleichgewichts („Analytical Theory of Biological Populations“), der zweite folgt 1939. Lotka gilt heute als Begründer der modernen mathematischen Demografie.
⧫ 8. Mai 1945
Der Zweite Weltkrieg endet mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Streitkräfte. Insgesamt fielen dem Krieg mehr als 50 Millionen Soldaten und Zivilist:innen zum Opfer, darunter mehr als sechs Millionen im Holocaust ermordete Juden und Jüdinnen.
⧫ 29. Oktober 1946
Die erste Volkszählung in den Besatzungszonen ergibt, dass nach dem Krieg noch 65,9 Millionen Menschen in Deutschland leben. Auf 100 Männer zwischen 20 und 25 Jahren kommen 160 Frauen.
⧫ 31. August 1950
Die erste Volkszählung in der DDR ermittelt 18,3 Millionen Bürger:innen. Im selben Jahr ergibt die erste Volkszählung in der BRD eine Bevölkerung von 49,8 Millionen. Die Geburtenrate in der BRD liegt 1953 bei knapp 2,1, in der DDR bei 2,4 Kindern pro Frau.
■ 1952
In München gründet sich die Deutsche Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft.
⧫ 1955 – 1969
Jährlich mehr als eine Million Neugeborene führen in Deutschland zu einer großen Nachkriegsgeneration, den „Babyboomern“. 1964 ist in der BRD mit 2,54 Kindern je Frau der Höchstwert der Fertilitätsrate erreicht.
■ 1973
Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB) wird in Wiesbaden gegründet. Es erforscht Ursachen und Folgen des demografischen Wandels und berät die Regierung.
⧫ 1987
Die Bundesregierung führt eine Volkszählung durch, die ursprünglich für 1983 geplant war. Ein Boykott aufgrund von Datenschutzbedenken in der Bevölkerung hatte das Vorhaben zuvor gestoppt und zum „Volkszählungsurteil“ des Bundesverfassungsgerichts geführt. Dieses Urteil etablierte
erstmals das „Recht auf informationelle Selbstbestimmung“ und erforderte datenrechtliche Anpassungen.
■ 3. Oktober 1990
Demograf:innen der DDR gründen die Johann-Peter- Süßmilch-Gesellschaft für Demographie.
■ 1996
In Rostock nimmt das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) als internationales Forschungszentrum
der Bevölkerungswissenschaft seine Arbeit auf. Der US-Amerikaner James W. Vaupel ist Gründungsdirektor.
■ 2001
Die Deutsche Gesellschaft für Demographie e. V. entsteht durch Vereinigung der westdeutschen Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft mit der Johann-Peter-Süßmilch-Gesellschaft für Demographie.
■ 2009
Population Europe wird als Zusammenschluss europäischer Forschungszentren zur Demografie gegründet; der Verwaltungssitz ist Berlin.
⧫ 2011
In Deutschland findet der erste registergestützte Zensus statt. Im Unterschied zu einer traditionellen Volkszählung (mit Befragung aller Einwohner:innen) basiert er auf Verwaltungsregistern.
● 2016
Der Ökonom Thomas Straubhaar regt mit seinem Werk „Der Untergang ist abgesagt“ einen konstruktiven Umgang mit dem demografischen Wandel an. Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg und andere hatten zuvor propagiert, dass aufgrund der Bevölkerungsschrumpfung in Deutschland der „Untergang“ vorgezeichnet sei.
⧫ 2019
Das COVID-19-Virus breitet sich seit Ende 2019 rund um den Globus aus. An der Pandemie sterben bis Mai 2023 mindestens 20 Millionen Menschen weltweit.
⧫ 15. Mai 2022
Der Zensus in Deutschland ergibt, dass zum Stichtag 82,7 Millionen Einwohner:innen in Deutschland leben, 1,6 Prozent weniger als auf der Grundlage der Bevölkerungsfortschreibung angenommen.
⧫ 2023
Die Geburtenrate liegt in Deutschland bei 1,35 Kindern pro Frau, 2022 lag sie noch bei bei 1,46. Weltweit bekommen Frauen im Durchschnitt 2,1 Kinder – 1970 waren es knapp fünf Kinder pro Frau.
■ 2024
In Berlin gründet sich das Einstein Center for Population Diversity (ECPD) als Zusammenschluss von sieben Berliner Forschungseinrichtungen,
um die Folgen von Diversität auf soziale Ungleichheit und Gesundheit zu erforschen.

